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Gotter.

Gotter.

Von ihm ist folgende sehr glückliche freie Uebersetzung von Gray's berühmter, und oben mitgetheilter Elegie. Auch findet man außerdem noch im ersten Bande seiner Gedichte, eine schöne Elegie bei einer Wiege, S. 172; das Grablied, S. 101; u. a. m.

Elegie auf einem Dorfkirchhofe geschrieben.

Die Abendglocke ruft den müden Tag zu Grabe,
Mattblökend kehrt das Vieh in langsam schwerem
Trabe

Heim von der Au; es sucht der Landmann seine
Thür,

Und überlässt die Welt der Dunkelheit und mir.
Der Landschaft zitternd Bild sinkt in der Dåmmrung
Hülle,

Und durch die ganze Luft herrscht feierliche Stille;
Nur daß ein Käfer hier mit trågem Fluge schwirrt,
Und schläfrig um mein Ohr ein fernes Lauten irrt,
Und daß aus jenem Thurm, den Epheu dicht umschlins
get,

In dessen alte Kluft kein Strahl des Tages dringet,
Die Eule schauervoll dem blassen Monden klagt,
Ein Wandrer habe sie zu sidren sich gewagt.

Hier, wo die Ulme traurt; der Eibe Schatten schres
cket,

Wo mürbe Hügel Staubs ein dürrer Rasen decket,
Schläft, in ein enges Grab versenkt auf immerdar,
Von diesem armen Dorf der Våter rohe Schaar.
Sie ruft der Morgen nun, der duftend niederwallet,
Der Schwalbe zwißschernd Lied, das aus dem Stroh:
dach schallet,

Des Hahns Trompetenton, des Hornes Wiederklang
Nicht mehr vom schlechten Bett' zu Arbeit und Gesang.

Nicht mehr wird nun für sie des Heerdes Flamme los

dern,

Kein Weib am Abend sie mit Sehnsucht wieder for
dern,

Sich den Geschäften ganz für ihre Pflege weihn,
Und keine Kinder mehr nach ihrem Vater schrein,
Still lauschen, wenn er kömmt, sich ihm entgegen dråns
gen,

Und, sich um seinen Kuß beneidend, an ihn hången.
Oft tonete die Flur von ihrer Sichel Klang;

Es war ihr Pflug, der oft die harten Schollen
zwang!

Wie froh zog ihr Gespann vor ihnen auf die Fels

der!

Wie beugten sich, erlegt durch ihren Streich, die Wål: der!

Der Ehrgeiz spotte nicht der Arbeit ihrer Hand,
Verlache nicht ihr Glück, und ihren niedern Stand;
Der Große höre nicht, Hohnlächeln im Gesichte,
Des Armen kurze, doch belehrende Geschichte!
Nicht zu vermeiden droht Ein leßter Augenblick
Dem Dünkel der Geburt, der Herrschaft stolzem
Glück,

Der Schönheit Zaubermacht, des Goldes Eigens
́thume;

Zum Grabe leiten nur die Wege zu dem Ruhme.
Verzeihe denn, o Stolz, daß glänzende Trophå'n
Zu ihrer Ehre nicht um diese Gråber stehn,
Und daß im Tempel nicht, durch tiefgewölbte Hallen,
Der Chöre Harmonien von ihren Thaten schallen.
Ergökt ein Murmorbild den nachtuṁwölkten Blick ?
Lockt den entfloh'nen Geist ein Trauermahl zurück ?
kann in die dde Gruft des Ruhmes Nachhall drins

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Gotter.

Gotter.

Provinzen hätten sie mit wachem Blick beschirmet,
In hohes Saitenspiel Begeisterung gestürmet,
Hått ihnen Wissenschaft ihr großes Buch entrollt,
In welches jede Zeit den Schaß der Völker zollt,
Hått' Elend nicht ihr Haupt in tiefen Staub gedrů:
cket,

Ihr Feuer ausgelöscht, und ihr Genie ersticket.
Wie manche Ros' im Thal errdthet ungesehn,

Haucht ihre Duft umsonst, und stirbt vergebens
schön!

Wie manchen edlen Stein hålt, vor der Menschen
Sorgen,

Der unerforschte Grund des Oceans verborgen!
So ruhet mancher hier, der einst mit kühner Hand,
Ein Franklin seines Dorfs, dem Frevel widerstand,
Und mancher Milton stumm, vermischt mit andern
Todten,

Und mancher Cromwell, rein vom Blut der Patrios

ten.

Sie konnten nicht, voll Muth, Gefahr und Tod vers
schmähn,

Nicht, folgsam ihrem Wink, Senate zittern sehn,
Mit Ueberflusse nicht ein selig Land beglücken,
Nicht lesen ihren Werth in eines Volkes Blicken.
Doch schränkte nicht ihr Loos nur ihre Tugend ein,
Die Laster wurden auch in ihrer Hütte klein.

Sie durften nicht mit Blut die Thronenwege giess
sen,

Die Thore des Gefühls dem Elend nicht verschließen, Nicht Menschen scheun, wenn laut im Busen Wahr: heit spricht,

Den Zeugen edler Schaam nicht tilgen vom Ges

sicht;

Noch,, in der Wollust Schoos, des Weihrauchs sich ers

freuen,

Den, zu der Musen Schmach, erkaufte Schmeichler streuen.

Von der unedlen Bahn des Städtervolks entfernt, Hat ihr bescheidner Wunsch Ausschweifung nie gelernt;

Kühl

Kühl war ihr Lebenthal, und dem Geräusch entlegen;
Zufrieden wallten sie auf ihren stillen Wegen.

Doch ruft ein Denkmal noch, das die Gebeine
schüßt,

Zerbrechlich aufgebaut, barbarisch ausgeschnißt,
Geziert nach altem Brauch mit ungefeilten Reimen,
Den frommen Wanderer, mit Thrånen hier zu såu:

men.

Die Muse hat sich Lob und Elegie erspart,
Nur ihre Namen, nur ihr Alter aufbewahrt,

Und den noch leeren Raum mit manchem Spruch geeh;
ret,

Der dieses arme Volk die Kunft zu sterben lehret..
Denn welcher Sterbliche wirft sehnend nicht den Blick
In eine schöne Flur, die er verließ, zurück?
Wer hat, gedankenlos, von Sicherheit berauschet,
Dies ångstlich füße Seyn mit jener Nacht vertaus

schet?

Ein Auge, das sich schliesst, ein halbgebrochnes

Herz,

Heischt eine Thråne doch, und eines Freundes
Schmerz;

Es rufet noch Natur aus unsrer Gruft; es lodert
Ihr Feuer unverlöscht, wenn unsre Asche modert.

Du, der die Todten hier, die keine Zunge preisst,
Aus der Vergessenheit durch deine Lehre reisst,
Vielleicht sucht traurend einst ein dir verwandtes Wes

sen,

Noch deinen Hügel auf und fragt: wer du gewes

sen?

Danu spricht ein grauer Hirt: „Wann dåmmernd auf den Höhen

Der Morgen zitterte, hab' ich ihn oft gesehn;

Durch das bethaute Gras rauscht' er mit schnellen Füss
sen

zu jenem Hügel hin, die Sonne zu begrüßen.
Dort an der Buche Fuß, die schon vor Alter nickt,
Die Wurzeln aufwärts dreht, und ihre Zweige bückt,,

Streckt

Gotter.

Gotter. Streckt er am Mittag sich, verdrossen, unbelauschet; Starr sah er in den Bach, der dort vorüber rau

schet;

Bald schlich er in den Hayn, und höhnisch lächelt' er;
Bald murmelt' er vor sich verworrne Träume her;
Bald hieng er bleich sein Haupt, wie ein Verlassner,
trübe,

Genagt von innerm Gram und hoffnungsløser Liebe.
An einem Morgenroth eilt' ich zum Hügel hin,
Mo ich ihn immer fand, und da vermisst' ich ihn.
Ich eilte nach der Au, zu seinem Lieblingsbaume,
Allein ich fand ihn nicht, wie sonst, in süßem Trau-

me.

Ein zweiter Morgen kam; weit schaut ich um mich

her,

Doch ich erblickt ihn nicht am Bach', im Hayn nicht
mehr.

Tags drauf, ach! sahn wir ihn, bei Liedern und bei
Klagen

In feierlichem Zug, nach unserm Kirchhof tragen.
Siehst du den Dornstrauch dort? Komm! (lesen kannst

du ja!)

Lies! Hier an diesem Stein steht seine Grabschrift!
Da!"

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