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ger, ein gewaltsamer Born

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braucht es mehr, als dieses, um uns in Krankheiten zu stürzen, ja in den Staub zu legen? Und wir wollten nicht vorsichtig mit unfrer Gesundheit umgehen, bey unsrer Zerbrechlichkeit nicht täglich an unser Ende denken, nicht weise leben, um ruhig sterben zu können?

Fliehen und haffen Sie, wie Sie rühmlich thun, den jugendlichen Leichtsinn, die Ausgelaffenheit und Wildheit der Sitten, die man ehedem mit dem Nas men der akademischen Freyheit beehret hat, die schreɗ» liche Begierde, ein Held beym Trunké zu seyn, die verzehrende Begierde der Spielsucht, die so manchem Jünglinge Glück und Gesundheit geraubt, die gifti» gen Freuden der schmeichlerischen Wollust, die fo manchen blühenden Jüngling zum verdorrten Gerippe gemacht hat. Lassen Sie meine Bitte gelten, liebste Jünglinge! Ich bitte, indem ich um ihre Enthaltfamkeit und Mäßigung bitte, ich bitte eigentlich für Ihre Gesundheit, für das Glück ihres künftigen Lebens, für die Ruhe und Tugend Ihrer Seelen, für bas Beste der Welt, für die Freude des Himmels, ich bitte als Ihr Freund, als Ihr aufrichtiger Lehrer, als ein Vater seine Söhne bittet; und ich weiß es, Sie hören die Bitten der Liebe.

Die Gefundheit und Festigkeit des Körpers bleibt -ein Geschenk der Vorsehung, das wir mit Dank ers Halten und nügen, aber deffen Verlust wir auch mit Gelassenheit tragen follen, wenn es dem allweisen *Regierer unfrer Schicksale gefällt, ihn über uns ju •verhängen. Ohne diese Ergebung werden wir bey Taller unsrer Sorgfalt nicht allein nie ruhig und sicher feyn können, sondern wir werden selbst aus großer

Wengstlichkeit in häufige Fehler verfallen, die unfrer Gesundheit schaden, in kindische Fehler einer zu groBen Vorsichtigkeit bey gefunden Tagen, oder einer nies derschlagenden Bangigkeit bey fiechen Tagen. Die höchste Pflicht also bey dem natürlichen Befehle, für unsre Gesundheit zu wachen, ist diese, daß wir bey einer vernünftigen Sorge, und bey einem rühmli chen Gebrauche unsrer Gesundheit, sie getrost den Hånden der Vorsicht überlassen, so wie unser Leben selbst. Entgeht uns dieses schäßbare Gut, so ist es Trost genug, baß wir es uns selbst nicht geraubt, oder daß wir es unsrer höhern Pflichten aufgeopfert haben. Ist der Verlust unsrer Gesundheit eine unglückliche Frucht der Unachtsamkeit in der Diåt, der Uebereis lung, oder der Unwissenheit (Fehler, von denen Niemand ganz frey ist): so werden wir uns doch taus sendmal eher beruhigen können, als wenn eben dieser Verlust eine Frucht des bewilligten fortgesetten Lasters seyn sollte; davor uns Gott bewahren wolle. Aber auch in diesem Falle kann aus unserm Elende noch Tugend werden, wenn wir die Strafen der Thor, heit in Demuth tragen und sie zur Weisheit und Bess ferung anwenden. Der ist nie ganz unglücklich, der aus seinem Unglücke Klugheit lernet.

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So traurig endlich das Schicksal ist, nicht ge= fund zu seyn, auch wenn es nicht das Werk unsTer Schuld ist: so hat es doch auch seine gute Seite, auf die wir sehen müssen. Es ist wahr, ein fiecher Körper macht die Seele weder weise noch tư gendhaft; aber er kann uns nöthigen, aufmerksamer auf uns, auf Weisheit und Tugend zu seyn. Er kann uns hindern, daß wir uns in gewisse Zerstreuungen und Vergnügungen nicht einlassen, in denen unser zu

empfindliches Herz verdorben seyn würde, Er kann uns zum Mitleiden und zur Dienstfertigkeit fähiger machen, wenn wir wollen, und gemeiniglich sind diejenigen, die viel Schmerzen und Unfälle erduldet has ben, brauchbare, willige und trostreiche Freunde der Menschen, wenn sie ein gebessertes Herz besigen. Gez lassenheit, Geduld, Vertrauen find oft die Tugenden, die von Vielen in der sonst traurigen Schule der Erfahrung und des Elends allein können gelernet werden. Der kranke Mensch endlich, so uns geschickt er zu vielen Pflichten seyn mag, kann doch die ihm eigenthümliche Pflicht behaupten, das Loos, das ihm, als einem Geschöpfe, aus der Hand Gottes zugefallen ist, gelaffen zu tragen, und für dasjenige zu erkennen, das für seine wahre und im merwährende Wohlfahrt das beste ist. Er darf die Gefundheit hoffen, wünschen und suchen; aber stets in einer ergebungsvollen Rücksicht auf den Urheber des Lebens. Er darf klagen und menschlich weinen; aber nicht ängstlich murren. Gott ist der Herr von unsern Schicksalen. Zu dieser großmüthigen Erduldung des menschlichen Elends belebt uns vor allen die Religion 4. durch die lebendige Hoffnung eines unendlichen Glüktes. Was zagst du? kann der Elende zu sich selbst fagen: Gott hat noch eine ganze Ewigkeit, dich zu bez „glücken. Sey getrost und hoffe auf ihn!”

Dreizehnte Vorlesung.

Von der Sorge für die Wohlanständigkeit und äußerliche Sittsamkeit.

Die

ie Reinlichkeit, von der ich ißt zu Ihnen, meine Herren, züförderst reden will, ist eine nothwendige Eigenschaft des Wohlstandes und befördert zugleich die Gefundheit. Von dieser doppelten Seite ems pfiehlt sie uns die Vernunft, welche das Gegentheil um desto mehr verdammt, weil es allezeit Nachläf= figkeit, Trägheit und Sorglosigkeit des Charakters, oder vorgefaßte Meynungen, oder Stolz, oder eine übertriebne Geschäftigkeit vorausschet. Selbst die Ars muth kann noch reinlich seyn, und wer das eingezo, genste Leben führet, soll es noch in seiner Einfam keit seyn. Eben das, was unsern Körper ekelhaft macht, schadet auch seiner Gesundheit und Festigkeit. Der Staub und Schmus, die uns verunstalten, werstopfen zugleich die kleinen Höhlen und Deffnuns

gen, durch welche unser Körper ausdünstet. Die vom Schweiße dem Auge widrige Leinwand verur, facht zugleich Stockung und Fåulniß; und die rein liche und frische Wäsche, die unser Auge ergößt, ers frischt und stårkt zugleich den Körper. Eben das tühle Wasser, das unsre Haut reinigt, stärkt auch unsre Nerven und erweckt unsre Lebensgeister. Eben die eingeschloßne und modernde Luft des Zimmers, die dem Geruche Ekel erweckt, verunreiniget die Lunge und schwächet sie. Eben die Sorgfalt, die unsern Zahn zum Schnee, und unsern Athem zu reinem frischen Aether macht, bewahret den Mund vor Fäulnissen und unsern Gaumen vor Flüssen. Es ist ein sicheres Kennzeichen, daß man sich zu we nig liebt, wenn man die Reinlichkeit nicht liebt; ja es ist eine Art von Aufforderung, daß uns Andre verachten sollen, weil wir uns selbst nicht achten, und daß sie uns durch Geringschäßung bestrafen sollen,' weil wir unverschämt genug sind, ihren rechtmäßigen Ekel aufzubringen. Man hat ganze Verzeichnisse von Krankheiten gesammelt, die ihre Nährung oder ihren Ursprung aus der Unreinlichkeit des Körpers haben. Dieser Bewegungsgrund follte wenigstens alle die rühren, die, dem Wohlstande allein zu gefallen, sich nicht entschließen mögen, reinlich zu seyn. Reins lichkeit verlanget Ordnung; und vielleicht haffen wir ben Unreinlichen auch aus dieser Ursache, weil wir vermuthen, daß kein Geset der Ordnung in seiner Seele herrsche. Aber auch die Reinlichkeit hat ihr Uebermaaß:,,Sie darf, sagt Cicero, nicht zu ges „sucht, und dadurch selbst Undern beschwerlich seyn; ,,sie muß bloß jene Nachlässigkeit vermeiden, welche

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