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Das Testament Johannis.

Er. Sie

Er und Ich.

Die waren sehr fir mit diesem Bogen: *) aber

man sieht es diesem Bogen auch an.

Ich. So?

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Er. Sie pflegen sonst deutlicher zu schreiben. Ich. Die größte Deutlichkeit war mir immer die größte Schönheit.

Er. Aber ich sehe, Sie lassen sich auch fortreißen. Sie fangen auch an zu glauben, nur immer auf Umstånde anspielen, die unter hundert Lesern nicht einem bekannt find; die Ihnen selbst vielleicht seit gestern oder ehegestern Bekannt geworden

Jch. zum Erempel?

Er. lasse gelehrt.

Ich. Zum Exempel?

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Ihe

Er. Ihr Räthsel, womit Sie schliessen. Testament Johannis.. Ich habe meinen Grabius und Fabricius vergebens darnach durchgeblåttert.

Ich. Muß denn auch alles ein Buch seyn?

Er. Es ist kein Buch, dieses Testament Johannis? Nun, was ist es denn?

Ich. Der letzte Wille Johannis; die letzten merkwürdigen, einmal über das andere wiederholten Worte des sterbenden Johannis.

kament heissen? nicht?

Die können ja auch ein Te

"Weber den Beweis des Geistes und der Kraft.

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Er. Können freilich.

niger darauf neugierig.

Aber so bin ich schon we

Indeß doch: wie lauten sie

denn? Ich bin in dem Abdias oder wo sie sonst ste hen mögen, nicht sehr belesen.

Jch. Bei einem minder verdächtigen Schriftsteller stehen sie nun doch. Hieronymus hat sie uns aufbe halten in seinem Commentar über den Paulinischen Brief an die Salater. Da schlagen Sie nur nach. denke kaum, daß Sie Ihnen gefallen werden.

Ich

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Ich. Aus dem Kopfe? Mit den Umständen, die mir jeßt erinnerlich sind, oder wahrscheinlich dünken ? Er. Warum nicht?

دم

Ich. Johannes, der gute Johannes, der sich von seiner Gemeine, die er in Ephesus einmal gesammelt hatte, nie wieder trennen wollte; dem diese Eine Gemeine ein genugsamer großer Schauplah seiner lehrreichen Wunder und wunderthätigen Lehre war; Johannes war nun alt, und so alt

Er. Daß die fromme Einfalt glaubte, er werde nie sterben.

Jch. Da ihn doch jeder von Tag zu Tag immer mehr und mehr sterben sahe.

Er. Der Aberglaube traut den Sinnen bald zu viel, bald zu wenig. Selbst da, als Johannes schon gestors ben mar, hielt noch der Aberglaube dafür, daß Johannes nicht sterben könne; daß er schlafe, nicht todt sei.

tritt.

Ich. Wie nahe der Aberglaube oft der Wahrheit

Er. Erzählen Sie nur weiter. Ich mag Sie nicht. dem Aberglauben'das Wort sprechen hören.

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IchSe zaubernd eilig, als ein Freund sich aus den Armen eines Freundes windet, um in die Umarmung sei ner Freundin zu eilen trennte sich allmählich sichtbar Johannis reine Seele von dem eben so reinen als verfalles nen Körper. Bald konnten ihn seine Jünger auch nicht einmal zur Kirche mehr tragen. Und doch versäumte Joa hannes auch keine Kollekte gern; ließ keine Kollekte gern zu Ende gehen, ohne seine Anrede an die Gemeine, wels che ihr tägliches Brod lieber entbehrt hatte, als diese Anrede.

Er. Die öfters nicht sehr studiert mag gewesen seyn.
Ich. Lieben Sie das Studierte?

་་

Er. Nachdem es ist.

Ich. Ganz gewiß war Johannis Anrede das nie. Denn sie tam immer ganz aus dem Herzen. Denn sie war immer einfältig und kurz; und wurde immer von Tag zu Tag einfältiger und kürzer, bis er sie endlich gar auf die Worte einzog

Er. Auf welche?

Ich. Kinderchen, liebt euch!

Er. Wenig und gut.

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Meynen Sie wirklich?

Aber man wird des.

Guten, und auch des Besten, wenn es alltäglich zu seyn beginnt, fo bald fatt! Ind der ersten Kollekte, in wel cher Johannes nicht mehr sagen konnte, als Kinderchen, liebt euch! gefiel dieses Kinderchen, liebt euch unges mein. Es geftel auch noch in der zweiten, in der dritten, in der vierten Kollekte; denn es hieß: der alte schwache Mann kann nicht mehr sagen. Nur als der alte Manns auch dann und wann wieder, gute heitere Tage bekam, und doch nichts mehr sagte, und doch nur die tägliche Kollekte, mit weiter nichts, als einem: Kinderchen, liebt euch!

beschloß;

beschloß als man sahe, daß der alte Mann nicht blos nuv so wenig sagen konnte; als man sahe, daß er vorseßlich nicht mehr sagen wollte, ward das Kinderchen, liebt euch! so matt, so kahl, so nichtsbedeutend! Brüder und Jünger konnten es kaum ohne Ekel mehr anhören; und erdreisteten sich endlich den guten alten Mann zu fragen; Aber Meister, warum sagst du denn immer das nehm Liche?

Er. Und Johannes ?

Ich. Johannes antwortete: Darum, weil es der Herr befohlen. Weil das allein,

das allein, wenn es geschieht, genug, hinlänglich genug ist.

„Er. Also das? Das ist Ihr Testament Johannis? Ich. Ja.

Er. Gut, daß Sie es apokryphisch genannt haben! Jch. Im Gegensaß des kanonischen Evangelii Jo Hannis. Aber göttlich ist es mir denn doch. Er. Etwa wie Sie auch wohl Ihre Schöne göttlich nennen würden. Ayam and 25.

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Ich. Ich habe nie eine Schöne göttlich genannt, und bin nicht gewohnt, dieses Wort so z4; misbrauchen.Was ich hier göttlich nenne, nennt Hieronymus; dignam Ioanne fententiam.

Er. Ach Hieronymus !

Ich. Augustinus erzählt, daß ein gewisser Platonis ter gesagt habe, der Anfang des Evangelii Johannis: Im Anfang war das Wort u. f. w. verdiene in allen Kirs chen, an dem sichtbarsten, in die Augen fallendsten Orte, mit goldenen Buchstaben angeschrieben zu werden.

Er. Allerdings! Der Platoniker hatte sehr recht. O die Platoniker, und ganz gewiß Plato selbst hätte nichts

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nichts Erhabneres fchreiben können, als dieser Anfang des Evangelii Johannis ist.

16. Ich. Mag wohl seyn.

Gleichwohl glaube ich, der ich aus der erhabenen Schreiberei eines Philosophen eben nicht viel mache, daß mit weit mehrerm Rechte in allen unsern Kirchen, an dem sichtbarsten, in die Augen fallendsten Orte, mit goldenen Buchstaben angeschrieben zu werden verdiente - das Testament Johannis.

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Jch. Dieses Testament Johannis war es, worauf ehemals ein gewisses Salz der Erde schwur. Jezt schwört Dieses Salz der Erde auf das Evangelium Johannis: und man sagt, es sei nach dieser Abänderung ein wenig dum pfig geworden.

Er. Auch ein Räthsel?

Ich. Wer Ohren hat zu hören, der höre.

Er. Ja, ja, ich merke nun wohl.

Ich. Was merken Sie? sin el á

der Schlinge.

Er. So ziehen immer gewisse Leute den Kopf aus Genug, daß sie die christliche Liebe beis behalten; mag doch aus der christlichen Religion werden, was da will.

Ich. Ob Sie mich mit zu diesen gewissen Leuten zählen?

Er. Ob ich recht daran thun würde, müssen Sie von Sich selbst erfragen.

Ich. Ich darf doch also ein Wort für diese gewisse Leute sprechen?

Er.

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