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fällt unaufhörlich ganz feiner Bimsstein, und wir befinden uns wie in einem dicken Nebel; doch so, daß man an dem dicken Rauche, welcher von den Oeffnungen aufsteigt, sehen kann, wo die feurige Lava herunterfliesst. Gedachtes Thal ist in der Höhe eines Pallastes angefüllet.

Mein Vorsak allhier ist, meine Geschichte der Kunst durch hiesige Denkmale vollständiger zu machen, und eine ganz neue und vollständige Nachricht der Herkulanischen Entdeckungen zu geben, und zwar beides in französischer Sprache. Ich muß aber in meinen Bemerkungen sehr be hutsam seyn: denn da ich wider Verhoffen den freien Zus tritt zu dem Museum erlangt habe, muß ich mich stellen, als wenn ich nichts mit sehr großer Aufmerksamkeit ansåhe, welches aber dennoch geschiehet. Es kostet aber mehr Zeit; indem ich nach Portici gehe, unter dem Vorwand, mir Bewegung zu machen, und meine dortigen Bekannten zu besuchen, spreche ich alsdann wie im Vorbeigehen im Museo an. Es scheinet, man werde mir die Fortseßung des Herkulanischen Werks nicht geben, ungeachtet ich dem \Tanucci mein Buch prächtig gebunden überschicket habe: wenn dieses aber nicht geschiehet, so habe ich freiere Hand, über das Museum zu schreiben.

Mit meiner Geschichte der Kunst gehet es so, daß ich gezwungen werde, dieselbe selbst aus dem gröbsten zu übersehen, und ich werde diese Arbeit nachher von mehr als einer Person durchsehen lassen. Diese Arbeit aber wird mich nöthigen, meine Reise nach Deutschland zu verschie, ben, so traurig mir auch immer dieser Gedanke seyn mag.

Ich habe für Sie die Opera Lucio Vero von Antonio Sachini für 11 Ducati di Napoli erstanden; ein Ducato ist weniger als ein Scudo; ich werde es Ihnen aber auf Römische Münze sehen, Ich habe auch einige Seifenkus geln von den verlangten genommen. Besagte Opera ist

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von

von Mylady und andern Personen beliebt worden; denn es soll die erste Opera seyn, wo das Theater in Neapel stille gewesen. Das schönste in derselben ist ein Duetto, welches die Gabrielli gesungen, welche hier, und Maitresse des französischen Gesandten Choiseul ist.

Sie

Mylady lässt Ihnen ihr Kompliment machen. hat ihren in der Einbildung beståndig kranken Bereiter aus Florenz noch bei sich. Der englische Minister Hamilton ist diejenige Person, die ich öfters besuche. Die großen Anstalten, die hier sowohl als in Rom gemacht wurden, sind durch den Tod der bestimmt gewesenen Königin unterbrochen. Unserem theuren und geliebten Schlabbrendorf Gruß und Kuß. Ich werde ihm nach meiner Rückkunft schreiben. Voller Verlangen auf Nachrichten von Ihnen, die ich in Rom zu finden hoffe

Ihr

eigener und ewiger W.

Leffing.

eff in g.

Gar sehr unterschied sich der Ton in den Briefen kritischen Inhalts, die vor beinahe vierzig Jahren im zweiten Bande der Duodezausgabe der Leffingischen Schriften zuerst erschienen, durch Lebhaftigkeit, Wiß und anziehendes Interesse von allem, was bis dahin in dieser Art und Form deutsch geschrieben war. Im reichern Maaße noch waren diese Vorzüge den verschiednen, nachs her von Lessing bekannt gemachten Briefen eigen, besonders dent Berlinischen Literaturbriefen von seiner Hand, und den Briez fen antiquarischen Inhalts. Nach seinem Tode hat, wie bes kannt, sein Bruder, der Hr. Münzdirektor Lessing in Breslau fowohl einen vertrauten Briefwechsel zwischen ihm und seiner Frau, als einen gelehrten, mit mehrern seiner Freunde, hers ausgegeben; und von diesem legtern hat man nächstens noch die Fortsetzung zu hoffen. Manche Briefe des ersten Theils, zwis fchen Lessing und Nendelssohn, verdienen, ihres scharffinnis gen und durchdachten Inhalts wegen, mehr als flüchtige Durchs lesung; der folgende an diesen seinen vertrautesten Freund ist von der leichtern Art.

An Moses Mendelssohn.

Ich

Liebster Freund!

Ich bin krank gewesen, und befinde mich noch nicht recht wohl; sonst würde ich Ihnen schon långst wieder geschries ben haben. Ich will nicht wünschen, daß Sie eine gleis che Entschuldigung haben mögen.

Meine Uebersehung des bewußten englischen Buchs ist größtentheils fertig, noch ist aber nichts davon gedruckt. So wie ein Bogen abgedruckt ist, werde ich ihn Ihnen zus schicken. Und alsdann schreiben Sie mir fein alles, was Sie davon oder dabei gedacht haben. Es kommen, wie Sie finden werden, sehr schöne Anmerkungen darin vor;

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allein das ganze Gebäude taugt nichts.

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"

Der Verfasser fast: alle unsere Leidenschaften theilten sich in zwei Haupts åste; in Leidenschaften, welche die Selbsterhaltung betrås fen, und in Leidenschaften, die auf das gesellschaftliche Les ben zielten. Die erstern, weil ihre Gegenstände nur. Schmerz und Gefahr wären, würden zur Quelle des Erhabenen; und die andern, die sich auf Liebe gründeten, zur Quelle des Schönen. Was sagen Sie zu diesem System? Daß der Verfasser einen sehr seltsamen Begriff von der Seele haben müsse. Den hat er auch. Die Leis Denschaften sind ihm etwas, das Gott so in unsere Seele gelegt habe; etwas, das nicht aus dem Wesen der Seele, aus einer gewissen Gattung von Vorstellungen entspringt; fondern etwas, was Gott dem Wesen der Seele oben drein gegeben habe. Eine Menge Empfindungen, sagt er, ent stehen blos aus der mechanischen Struktur des Körpers, aus der natürlichen Bildung und Beschaffenheit der Seele, und gar nicht aus Folgen von Vorstellungen und Schlüssen, derselben. So besißt z. B. unsere Seele etwas, das er Sympathie nennt, und aus dieser Sympathie sind die Wirkungen herzuleiten, die das Unglück anderer, es mag wirklich oder nachgeahmt seyn, auf uns hat. Das heisst ohne Zweifel sehr kommode philosophiren! Doch wenn schon des Verfassers Grundsäße nicht viel taugen, so ist sein Buch doch als eine Sammlung aller Ereignungen und Wahrnehmungen, die der Philosoph bei dergleichen Unters suchungen als unstreitig annehmen muß, ungemein brauchs bar. Er hat alle Materialien zu einem guten System ges sammlet, die niemand besser zu brauchen wissen wird, als Sie.

Ich bin sehr begierig, Ihre mit dem Herrn Nicolai gemeinschaftliche Kritik des Codrus und des Freigeists zu sehen. Der Verfasser des lehtern hat jest einen Brutus gemacht, in Versen ohne Reime, der seinem ersten Vers suche nicht ähnlich siehet. Bei der Correktur des Codrus

habe

habe ich mich meines ersten Entwurfs zu einem Trauerspiele über diesen Helden größtentheils wieder erinnert. Ich würde die ganze Begebenheit in dem Dorischen Lager vor. gehen lassen. Das Orakel müsste auf beiden Theilen bes kannt seyn; und die Dorier müssten, dieses Orakels wegen, bereits seit einiger Zeit alle Schlachten sorgfältig vermieden haben. Aus Furcht, den Codrus unbekannter Weise zu ermorden, müssten sie in den kleinern Gefechten die Athe nienser nur zu greifen, und keinen zu tödten suchen. Diese würden hierdurch natürlicher Weise eine große Ueberlegenheit gewinnen, und diese Ueberlegenheit könnte so weit ges hen, daß die Dorier den ganzen Krieg aufzuheben und Attica zu verlassen gezwungen würden. Und von diesem Zeitpunkte würde sich mein Trauerspiel anfangen. Codrus, würde ich nun weiter dichten, habe es erfahren, daß die Dorier sich zurück ziehen wollten, und fest entschlossen, sich die Gelegenheit, für sein Vaterland zu sterben, nicht so aus den Hånden reissen zu lassen, habe er sich verkleidet in das Lager der Dorier begeben. Hier giebt er sich für einen › Megarenser und heimlichen Feind von Athen aus, und findet Gelegenheit den Feldherrn der Dorier zu überreden, daß die Athenienser das Orakel bestochen håtten, um ihnen eine so sonderbare Antwort zu ertheilen, durch die sie ihre Feinde zu schonen sich gemüßigt fånden. Der Dorische Feldherr, der schon seinem Karakter nach eben so ungläubig ist, als sein Heer abergläubig, beschliesst hierauf, alle ge fangene Athenienser auf einen Tag umbringen zu lassen, und den Krieg fortzusehen. Umsonst widerseßt sich ihm der Priester, der das Orakel geholt, und zeigt ihm die' Mittelstraße, die er zwischen der übermäßigen Furcht des Pöbels und der gänzlichen Verachtung des Götterspruchs halten solle. Er beharri auf seinem Entschlusse, in wets chem ihn der verkleidete Codrus zu bestärken weiß. beleidigte Priester schlägt sich also auf die Seite derer, die lieber zu viel als zu wenig glauben, und bringt den gemeinen

Der

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