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Ihre kritische Verbesserung ist eine Seltenheit für uns sere Briefe. Da können doch die Herren 3. und Konsors ten sehen, was wir für gelehrte Leute sind... Ich wünschte nur, daß wir Herrn Ramler ins Garn ziehen könnten, das mit wir Schande halber zuweilen auch ein Gedichtchen eins rücken könnten, unsere poetische Blöße zu bedecken; denn ich scháme mich öfters, wenn ich daran gebenke, daß alle Verfasser der Briefe zusammen genommen, kein Sinnges dicht zur Welt bringen können.

Ich lege ein frisches Blatt an, und hier will ich bloß abschreiben. Eine philosophische Stelle aus einem alten und durchgehends verworfenen Buche, über die ich erstaunt bin. Lesen Sie, und sagen Sie mir, ob unsere heutigen Schönschreiber geschmückter, oder unsere Philosopher gründlicher schreiben können? Einige. Philosophen dispus tiren über Verhängniß, Freiheit und Vorsehung... Endlich vereinigen sie sich über folgende Punkte:

,,Das göttliche Verhängniß sei zwar der erste Bewès gungsgrund aller Dinge; Gott sehe alle unser Thun un ,,veränderlich vorher, und hätte es gesehen, als die Natur „sein Kind und Nichts zu Etwas worden. · Allein dieses ,,alles habe keinen Zwang in sich, bürde dem Menschen ,,keine Nothwendigkeit, dieses Gute oder jenes Böse zu ,,thun, auf; sondern es behielte unser Wille seine volls ,,kommene Freiheit. Denn Gott habe nur deshalb unser ,,,Glück und Unglück so gewiß vorhergesehen, weil ihm zu`„gleich, oder vorher schon unter seine Augen geleuchtet „hat, was wir von der Geburt bis in den Tod Böses oder „Gutes beschließen würden. Unsere heutige oder die von ,,der Nachwelt Gott bestimmte Andacht sei ihm so wenig ,,neu als dies, was uns oder unsern Nachkommen begeg ,,nen soll. Jene siehet das Verhängniß als die Ursache, „dieses als die verdiente Wirkung vorher. Daher es die ,,gröbste Unvernunft wåre, wenn die ruchlose Verzweifes

,,lung

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„lung es für einerlei halten wollte, ob man boshaft oder ,,tugendhaft sei? Und wenn sie ihr Thun einem geråum*,,ten Nothzwange des Himmels unterwirft. Sehen, nicht ,,die Sternseher auf tausend Jahre die Sonnen und ,,Mondfinsternisse, und zwar unveränderlich, vorher? *„Gleichwohl aber haben sie nichtsweniger als einen Zwang über die Gestirne. Wir sehen von den Leuchtthürmen ,,den Schiffbruch eines auf Steinfelsen getriebenen Schif ,,fes vor Augen. Wer wollte aber diesen insgemein mits ,,leidenden Zuschauern den Zwang solches Unglücks beimesfen? Der weise Zeno hat dem Diebe, welcher mit der Vorsehung sein Laster zu entschuldigen vermeinet, gar „vernünftig geantwortet, daß er auch zu der Strafe vers ,,sehen wäre."

Und wenn Sie diese Stelle schön finden, so kann ich Ihnen aus eben demselben Schriftsteller mit einigen vor, trefflichen Reden, mit erhabenen Gleichnissen und recht in dem Geschmacke Ihres Tacitus gemachten Betrachtungen, aufwarten. Noch nenne ich Ihnen den Mann nicht, das mit ich Ihnen noch andere Stellen ausschreiben könne. Doch so viel! der Verfasser ist ein Schlesier und lebte im Jahr 1650.

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Abbt.

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Dieses durch sein Werk vom Verdienste vorzüglich berühme ten Schriftstellers (geb. zu Ulm 1738, geßt. zu Bückeburg 1766) freundschaftliche Korrespondenz ist in dem dritten, fünften und sechsten Bande seiner von Hrn. Nicolai gesammelten fåmintlichen

driften aufbehalten. Für die Geschichte unsrer Literatur in

damaligen Perisde, und besonders einer der besten kritischen Zeitschriften, der Literaturbriefe, enthält dieser, zwischen Abbt, Niendelssohn und Ticolai grführte, Briefwechsel viel Merks würdiges. Hier daraus Abbt's Antwort an Mendelssohn auf den vorhergehenden Brief.

Rinteln, d. 28. April 1762.

Mache Rinteln zu Athen, spricht Minerva zum Momus, `und darauf lassen Sie den guten Momus lange nachsinnen, nach Art eines wahren Dialogisten, der allezeit eine seiner Personen dumm macht, um die andere desto klüger zu machen. Aber mit Ihrer Erlaubniß, diesmal will ich dem Momus zu Hülfe kommen. Bitte du, müsste mein Momus antworten, deinen Vater, daß er den Abbt lieber bei den Haaren ergreife (ob er gleich kein Prophet ist) und von Rinteln nach Athen führe. Das ist Mahos, mets Wunder mit dem Berge! Der Berg soll zu mir kommen, er kömmt nicht; denn sehet anstatt eines physischen ein moralisches Wunder! ich Mahomet, der Knecht Gottes, demüthige mich, und gehe zum Berge hin, da er sich weigert zu mir zu kommen. Welches Wunder war leichter? Aber freilich, wie Sie die Anlage machen, konnte Momus lange nachsinnen. Rinteln zu Athen! Die listige Minerva, nicht einmal ihre Eule hätte sie, glaube ich, dem guten Momus dazu geliehen, wenn er wirklich håtte Hand ans Werk legen wollen. Dies habe ich gegen Ihre Fabel einzuwenden, die mir sonst ungemein gefallen

hat,

hat, und wie Sie leicht denken können, nicht am wenigsten wegen des Kompliments Sohn der Minerva. So sehr sich mich auch hierüber gefreuet habe, so sehr wurde meine Freude durch die Beschreibung, die Sie von mir geben, 'gemäßiget:,,B. ist ein Satrape im despotistischen Reiche des Apoll." Bald möchte ich sagen: Sie laffen doch allenthalben einen heimlichen Groll gegen mich blicken, und heißen mich Professor. Ich habe Ihre Anmerkung über mein Gespräch mit P** noch nicht vergessen:,, Warum heisst er den Mann niemals Herr Kollege?“.

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Daß ich über meinen Plan, den ich Ihnen über: schickt habe, wirklich brüten sollte, håtte ich anfangs gewiß nicht gedacht. Daran hat unser N. Schuld, der mir das Ey listiger Weise im Meßcatalogus unterlegt. Vor der Hand ist es mir lieb, daß Sie die Hauptidee billigen, und ich hoffe, daß ich die verschiedenen Kapitel so ziemlich in Verbindung bringen werde, Aus einem Gesichtspunkte betrachtet, wünschte ich, daß ich mit der Ausführung glücklich wäre, um zu zeigen, daß die belobte Methode der neueren Franzosen für die Deutschen eben kein Geheim, niß sei. Denn Moser, der auch nach Absåßen schreibt, hat diese Methode gar nicht in seiner Gewalt. Wenn ich aufrichtig seyn soll; so muß ich bekennen, daß ich diese Methode für die beste in Schriften halte, die nicht Kom pendien seyn sollen. Denn definiren kann man sicher auch darin, und wenn ich bestimmt rede, und meine Begriffe aus einander folgen lasse, geseht auch, daß ich die Bedingungsstellen verkleiftere, was verlangt man mehr? Den Begriff der Würde des Menschen habe ich mit Fleiß in die Erklärung der Freiheit gebracht, um mich denen Herren zu nähern, die jenen Begriff so häufig brauchen. Unter dessen können Sie versichert seyn, daß der Begriff soll aus einander gewickelt werden. Schon längst habe ich

Ihre Methode, mein lieber Freund, den Begriffen im

Angesichte

Angesichte des Lesers nach und nach die Bestimmungen zuzusehen studirt: ob ich sie werde erreicht haben, muß sich wohl zeigen.

Ich habe wohl kaum nöthig, die Bitte hinzu zu seßen, daß, kâme ich mit der Schrift zu Stande, keine Seite ohne die Aufsicht des Mannes mit der scharfen Hippe gedruckt werden möchte.

Da ich Gottlob von Prahlerei und Charlatanerie, am allermeisten gegen meine Freunde, ganz frei bin; so muß ich Ihre Meinung von meiner historischen Belesenheit berichtigen. Sie ist nicht stark, mein lieber Freund! In meiner Jugend habe ich manche zusammenhängende Ge: schichte gelesen. Nachher fängt sich, wie Sie wissen, aus manchen Büchern ein Geschichtgen auf. Dieses am rech ten Orte angebracht, thut Wunder.

Ihren Briefwechsel habe ich durchstudirt, denn H** Briefe schlechtweg zu lesen, muß man wohl bleiben lassen. Ihr Einfall, daß er Dienste nehmen soll, ist vortrefflich, und kann noch beffer werden, wenn wir folgendes beobach? ten. In einem Briefe von H** liegen Ideen zu wenigstens zehn Briefen.' 'Wenn er also nur alle Vierteljahre einen schickt; so können wir ihn zerlegen, und mit gehöriger Oekos nomie zehnmal traktiren. Läugnen kann ich es nicht; wenn ich gewiß wäre, daß sich die Verbindung der Ideen durch die Anatomie entdecken ließe, so möchte ich H** Gehirn noch lieber sehen, als Maupertuis eines Lapplånders. Wenn Sie es für kein Wortspiel halten wollen; so hatte; ich Lust es mit dem Archipelagus zu vergleichen, wo alles Nachbar ist, aber nur durch Schiffe zusammen kommen, fann.

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