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welcher so viel schöne Sachen von mir, mir selbst erzählte, "nicht wissend, daß ich es selber sei; seine bescheidene sanfte Miene verrieth uns aber gleich den artigsten jungen Menschen von zwanzig Jahren! Mit Klagen über sein schwe res Gehör und abnehmendes Gesicht, fieng er zu reden an. Alle Båder und Brunnen hatt' er schon gebraucht; die Liebe zu den Musen trieb ihn nach Leipzig, unsern Gellert wollt er hören, aber weder er mit seiner hellen, noch uns ser Clodius mit seiner tönenden Stimme gaben ihm Weiss heit zu hören. Unersättigt reist' er mit Betrübniß wieder ab, und war nun auf dem Wege nach Lemgo, wohin er zu Hause gehöret. Jedes Wort aus seinem Munde begleite ten Seufzer über sein Unglück. Gellert, sagt er, hat mich auf die Ewigkeit vertröstet, Aug' und Ohren werden dort nicht Fleisch und Knochen seyn! Mit einer Stimme sagt er es, mein liebster Freund, die sanfter und rührender war, als Ihre Leyer einst ertönet, wenn sie ihren Gleim beweinen wird! Ich führt' ihn in meinen kleinen Tempel der Tugend und des Genies! Ganz entzücket sah er alle aufgestellte Bilder! Am långsten verweilte sein bes waffnetes Auge bei Klopstock! - Alle kleine Anekdoten wusst er von ihm, seine Reisen, seine Freundschaft, alles wusst er von ihm! Rothschilds Gråber waren nicht so traurig, als feine Klagen über Klopstocks Zaudern mit der Messiade!

Fünf Gesänge hat er lange schon versprochen. Werden ,, wir sie denn nicht bald bekommen? Daß er uns so lange ,, warten lässt, was ist es wohl?" Unvermögen, fagt' ich, ist es nicht! Er müsste nur erfahren, welche Menge seiner Freunde sich, die Himmelfahrt zu sehn, um ihn versammelt hat, dann würd' er seine Könige verlassen und den Freunden singen! Die Großen des Dänischen Hofes nehmen ohne Zweifel seiner Muse viel Zeit und viel Begets Sterung! Auf ein anderes Bildniß sah er nun.

Unsern

unsern Homer kennen Sie vortrefflich, sagt ich zu dem armen Musensohn, aber unsern Gresset kennen Sie gewiß noch nicht!,,Haben wir einen? Einen Chapelle ,, haben wir, Gerstenberg ist es, von einem Gresset weiß „ich nichts!“ Das ist er, sagt ich, und wies ihm meis nen Jacobi. Seine Fragen wurden munterer, und ver riethen große Wißbegierde. Nächstens sagt' ich, send' ich Ihnen was von ihm. Mit der liebenswürdigsten Bescheiz denheit verbat er diese große Ehre! Sagen Sie, mein liebster Freund, verdient er nicht die große Ehre? Nun empfahl er sich! Nach einer halben Stunde war er wies der da: Nehmen sie es doch nicht übel, daß ich wieder ,,komme, sie nur einmal noch zu sehen, denn in meinem ,,ganzen Leben möcht' ich nicht so glücklich wieder seyn; ich ,, entferne mich zu weit; und mein Gesicht wird immer ,, dunkler."

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Im innersten gerührt, liebster Freund,
Enthielt ich mich der Thränen nicht;
Ihr Götter sehet, wie er weint,

Eröffnet sein Gehdr, und stårket sein Gesicht!

Bollen Sie wissen, wie er heißet, dieser edle Jüngling, der Sohn einer ihn zärtlich liebenden Mutter, den ich we `gen seines guten Herzens, das in jeder Sylbe sich verrieth, so gern bei mir behalten håtte? Benzler heisst er, und ich bin u. s. w.

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Moses Mendelssohn.

Der wohlthätige Einfluß, den das Muster dieses nun derz ewigten Weisen auf die Bildung unsrer philosophischen Schreibs art gehabt hat, erstreckte sich auch auf die beffere Richtung des Brieftons, der gar leicht ohne dieses Muster sich auf eine bloß Låndelnde und gebankenleere Manier hingelenkt hätte. Auch in ihrer Form find seine bekannten Briefe über die Empfindun gen portrefflich: und wirklich geschriebene Briefe von ihm keunt man aus den Sammlungen des Abbtischen und Leffingischen Briefwechsels. Aus der erstern ist der hier mitgetheilte entlehnt, deffen Schönheiten für sich selbst reden mögen.

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Memus Momus fand einst auf dem Schreibpulte der Minerva ein Quartblatt, auf welchem Vater Supiter den Plan der besten Welt entworfen hatte. Er drehete das Blatt rechts und links, und konnte nicht klug daraus werden. ,, Was ,,für verwirrtes Zeug! sprach er; gelbe Flecken, feuerrothe ,,Punkte, geschlängelte Striche, alles läuft durcheinander, „als wenn das Ohngefähr mit der Reißfeder gespielt håtte. ,,Und die altkluge Tochter Jupiters kann sich an solchem „Geschmiere ergdßen!" O Sohn des Schlafs und der Nacht! antwortete Minerva, deine Unwissenheit macht dich unverschämt! Wenn Neptun einen Ochsen, Vulkan einen Menschen, und ich ein Haus mache, so spotte was du kannst. Aber den Plan meines Vaters lerne erst vers stehen, und alsdann bebe! Wisse, diese gelben Flecke sind Myriaden Firsterne; die feuerrothen Punkte, brennende Kometen; die geschlängelten Striche, Lichtströme und Weltenbewegende Wirbel. Sie scheinen dir wild durch einander

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der zu laufen? Hier ist die Gleichung für ihre Curvatur; xy+kz-y+yx-z Halt ein! rief Momus. Du weifft, ich bin ein Belesprit; was schiert mich die Algebra? Doch dächte ich, man könnte alles dieses mit ein wenig Wiß viel leichter und besser ausführen. Gut! sprach sie. Mache dein wißiges Meisterstück. Hier ist ein Vergrößerungsglas. Siehst du da den kleinen unans sehnlichen schwarzen Punkt? Was stellt der vor?" fragte Momus. Eine Universität in der Gegend der Weser, Rinteln genannt. Allda wohnt mein Sohn Abbt, und er möchte lieber zu Athen wohnen. Strenge deinen Wit an, mache Ninteln zu Athen. Was sinnest du nach? He! Das ist noch lange keine Welt erschaffen! Der hagere Momus stand wie steinern da, schlug die Augen nieder, und damals soll sich die erste Schamröthe auf seinen bleis chen Wangen gezeigt haben.

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du hast manchen

Was daucht Ihnen von dieser tollen Fabel? Sie fiel mir gleichwohl dabei ein, als ich Ihren Plan zu den Gegenbeherzigungen beurtheilen sollte. Du bist ein Vers fasser der Literaturbriefe, dachte ich, Ochsen, manches Haus mit einigem Glücke getadelt; wars um nicht auch Plane zu Gegenbeherzigungen? Jedoch ich habe mich betrogen. Ich bin das Land der Politik in meinem Leben so wenig durchreiset, daß mir alle Gegens stånde in demselben noch fremd sind. Wie kann ich also ihre Landcharte beurtheilen? Wenn W-n Sokratische Gespräche macht, da ist schon besser tadeln!

Scherz bei Seite! Ich verstehe in Ihrem Entwurfe nicht alles, aber was ich verstehe, hat meinen völligen Beifall. Die Hauptidee ist unverbesserlich. Philosophie und Beredsamkeit können sich hier in ihrem stärksten Glanze zeigen, und Ihre Belesenheit in der Geschichte kann Ih nen wichtige Dienste leisten. H. v. M. ist kein Philos soph, und seine Belesenheit schränkt sich, wie es scheinet,

auf

auf einige Neuere ein, die ihm den Kopf warm gemacht; aber nicht erleuchtet haben. Es gefällt mir ungemein, daß Sie Ihre Gegenbeherzigungen mit den Betrachtungen über die Würde des Menschen anfangen wollen. Der V. der Beherzigungen scheinet sich ein andächtiges Vergnügen daraus gemacht zu machen, den Menschen mit Pascal von der hypochondrischen Seite zu betrachten. Ich denke im mer, wer den Menschen so sehr verkleinert, der muß, wenn er kein verdorbenes Herz hat, wenigstens eine verdorbene Milz haben. Noch verzeihet man dem Pascal, daß er seine unmuthige Gedanken treuherzig niedergeschrieben; aber seine Grillen als Wahrheiten zum Grunde eines Systems zu legen, ist in der That nicht zu verzeihen.

Die politische Freiheit, sagen Sie, sei eine der Würde des Menschenbürgers gemåße u. s. w. Warum nicht lies ber der Vernunft gemäße? Doch wenn Sie erklären, was die Würde des Menschenbürgers sei, tum me confentientem habes. Aber diese Bestimmungen der wirklichen Handlungen zur politischen Hauptabsicht sind ja Gesetze, und die bestimmenden Personen Gefeßgeber? Nicht? Und das Wort Geseß führt den Nebenbegriff mit sich, quod fit determinatio rationi conformis, und also doch ich vergesse meinen Momus. Nichts mehr von Ihrem Entwurfe.

Herr N. wird Ihnen die Abschrift dreier Privatschreis ben von Abelardus Virbius, nebst Vulberts Antwort auf das eine überschicken. *) Wenn Sie die hebräischen Worte nicht verstehen; so lassen Sie es immer gut seyn. und Herr H** werden vermuthlich auch deutsche Stellen in diesem Briefe nicht verstehen.

Sie

Ihre

*) Der Leser findet sie mit Genehmhaltung des Herrn H.

unter Nr. 20. bis 23.

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