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höchste Ziel, welches die Naturwissenschaften zu erstreben haben, ist die Verwirklichung der eben gemachten Voraussetzung, also die Ermittelung der Kräfte, welche in der Natur vorhanden sind, und des Zustandes, in dem die Materie in einem Augenblicke sich befindet, mit einem Worte, die Zurückführung aller Naturerscheinungen auf die Mechanik.

Naturerkennen

G. KIRCHHOFF.

„Über das Ziel der Naturwissenschaften", Akad. Festrede Heidelberg 22. XI. 1865, p. 9.

genauer gesagt naturwissenschaftliches Erkennen oder Erkennen der Körperwelt mit Hülfe und im Sinne der theoretischen Naturwissenschaft ist Zurückführen der Veränderungen in der Körperwelt auf Bewegungen von Atomen, die durch deren von der Zeit unabhängige Centralkräfte bewirkt werden, oder Auflösen der Naturvorgänge in Mechanik der Atome. Es ist psychologische Erfahrungsthatsache, dass, wo solche Auflösung gelingt, unser Causalitätsbedürfniss vorläufig sich befriedigt fühlt. Die Sätze der Mechanik sind mathematisch darstellbar, und tragen in sich dieselbe apodiktische Gewissheit, wie die Sätze der Mathematik. Indem die Veränderungen in der Körperwelt auf eine constante Summe von Spannkräften und lebendigen Kräften, oder von potentieller und kinetischer Energie zurückgeführt werden, welche einer constanten Menge von Materie anhaftet, bleibt in diesen Veränderungen selber nichts zu erklären übrig.

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Im ganzen möchte das Laplace sche Ideal der überwiegenden Mehrzahl der heutigen Naturforscher kaum fremd sein. E. MACH.

„Die ökonomische Natur der physikalischen Forschung", Vortr. Wien Akad. d. Wiss. 1882.

s. Populär-wissensch. Vorles.", 3. Aufl. (Leipzig 1903), p. 217.

für

Nur vom Boden der exakten Wissenschaften her, welche wieder die Mathematik der Lebensnerv ist, entspringt für uns eine einwandfreie Erkenntnis; sie sind nach meiner Auffassung berufen, das letzte Wort in allen Fragen nach dem Wesen der Dinge zu sprechen. Dass .. hier voreilige Verallgemeinerungen auftreten können, die uns verwirren und deprimieren, muss zugegeben werden. Die Welt nach dem Bilde Dubois-Reymond's, aufgelöst in ein Wirrsal reinen Centralkräften unterworfener Atome und Moleküle, deren Bewegungsgleichungen auch schon durch einen überlegenen Geist integriert gedacht werden können, ist eine trostlos öde Grundlage für eine ethische Weltanschauung.

A. STODOLA.

„Über die Beziehungen der Technik zur Mathematik.“ s. Verhandl. d. 1. intern. Mathem.-Congr. Zürich 1897 (Leipzig 1898), p. 270.

=

Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingenieure, Bd. 41, No. 44 (1897), p. 1260.

Ausser der Zusammenfassung möglichst vieler Thatsachen in eine übersichtliche Form hat die Naturwissenschaft noch eine andere Aufgabe, die ebenfalls ökonomischer Natur ist. Sie hat die complicirteren Thatsachen in möglichst wenige und möglichst einfache zu zerlegen. Dies nennen wir erklären. Diese einfachsten Thatsachen, auf die wir die complicirteren zurückführen, sind an sich immer unverständlich, d. h. nicht weiter zerlegbar, z. B. die, dass eine Masse der andern eine Acceleration ertheilt.

Es ist nun wieder nur eine ökonomische Frage einerseits und eine Frage des Geschmackes anderseits, bei welchen Unverständlichkeiten man stehn bleiben will. Man täuscht sich gewöhnlich darin, dass man meint, Unverständliches auf Verständliches zurückzuführen. Allein das Verstehn besteht eben im Zerlegen. Man führt ungewöhnliche Unverständlichkeiten auf gewöhnliche Unverständlichkeiten zurück. Man gelangt schliesslich immer zu Sätzen von der Form, wenn A ist, ist

B, also Sätzen, die aus der Anschauung folgen müssen, die also nicht weiter verständlich sind.

. . Die Newton'sche Gravitationstheorie beunruhigte bei ihrem Auftreten fast alle Naturforscher, weil sie sich auf eine ungewöhnliche Unverständlichkeit gründete. Man trachtete die Gravitation auf Druck und Stoss zurückzuführen. Heute beunruhigt die Gravitation keinen Menschen mehr. Sie ist eine gewöhnliche Unverständlichkeit geworden.

E. MACH.

,,Die Geschichte und die Wurzel des Satzes

von der Erhaltung der Arbeit", Vortr. Böhm. Ges. d. Wiss. 15. XI. 1871 (Prag 1872), p. 31/32.

Warum fragt niemand nach dem Wesen des Goldes oder nach dem Wesen der Geschwindigkeit? . . . Mit den Zeichen „Geschwindigkeit“ und „Gold“ verbinden wir eine grosse Zahl von Beziehungen zu anderen Zeichen, und zwischen allen diesen Beziehungen finden sich keine uns verletzenden Widersprüche.

Auf die Zeichen ,,Kraft“ und „Elektricität" aber hat man mehr Beziehungen gehäuft, als sich völlig mit einander vertragen; dies fühlen wir dunkel, verlangen nach Aufklärung und äussern unsern unklaren Wunsch in der unklaren Frage nach dem Wesen von Kraft und Elektricität.

HEINRICH HERTZ.

„Die Prinzipien der Mechanik“ (1894), p. 9.

Es ist äusserst wahrscheinlich, dass es mit der Fernkraft eine ähnliche Bewandtnis wie mit den angeführten Beispielen [algebr. Aufl. der Gleichungen des 5ten und höherer Grade; Quadratur des Kreises; Perpetuum mobile] hat, um so mehr, als ein Kennzeichnendes für die Unlösbarkeit eines Problems die schliesslich ganz verzweifelten Anstrengungen der Forschung, die geradezu extravaganten Hilfsmittel sind, zu denen sie ihre Zuflucht nimmt, wohin Lesage's Kastenatome und Zöllner's durch Lust und Unlust bewegte Atome gehören. Steht es erst so um ein Problem, dann liegt ausreichender Grund zu der

Vermutung vor, dass es mit Hilfsmitteln, die unserem gemeinen Verstande angemessen sind, sich nicht werde lösen lassen. So glaube ich denn, dass man die Schwerkraft als etwas menschlich Unfassbares, etwas mechanisch Unbegreifliches ansehen muss, und ich will versuchen, dies zu beweisen.

Fernkraft und Materie sind Eins.

PAUL DU BOIS-REYMOND.

Über die Grundlagen der Erkenntnis in den exacten Wissenschaften" (Tübingen 1890), p. 35/36 u. 103; s. a. Naturwiss. Rundschau 3 (1888), p. 171.

Gegenüber den Räthseln der Körperwelt ist der Naturforscher längst gewöhnt, mit männlicher Entsagung sein „Ignoramus" auszusprechen. Im Rückblick auf die durchlaufene siegreiche Bahn trägt ihn dabei das stille Bewusstsein, dass, wo er jetzt nicht weiss, er wenigstens unter Umständen wissen könnte, und dereinst vielleicht wissen wird. Gegenüber dem Räthsel aber, was Materie und Kraft seien, und wie sie zu denken vermögen, muss er ein für allemal zu dem viel schwerer abzugebenden Wahrspruch sich entschliessen:

"

„Ignorabimus."

EMIL DU BOIS-REYMOND.

Über die Grenzen des Naturerkennens",

Vortr. Naturf.-Vers. Leipzig 1872.

s. E. du Bois-Reymond, Reden, Bd. 1 (1886), p. 130.

Geheimnissvoll am lichten Tag

Lässt sich Natur des Schleiers nicht berauben,

Und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag,

Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.

GOETHE.

"Faust", Teil I, 672-675.

s. Werke, Grosse Weimarische Ausg.,

Abth. I, Bd. 14 (1887), p. 39.

Eine falsche Hypothese ist besser als gar keine.

GOETHE.

,,Analyse und Synthese."

s. Werke, Grosse Weimarische Ausg., Abth. II, Bd. 11 (1893), p. 70. Goedeke'sche 10-bändige Ausg., Bd. 9, p. 715.

=

Hypotheses non fingo.

I. NEWTON.

„Principia mathematica philosophiae naturalis“

(Amsterdam 1714), liber III, scholium generale, p. 484.

Wir beobachten eine stetige Thätigkeit unserer Seele. Jedem Act derselben liegt etwas Bleibendes zu Grunde, welches sich bei besonderen Anlässen (durch die Erinnerung) als solches kundgiebt, ohne einen dauernden Einfluss auf die Erscheinungen auszuüben..

Von dieser Thatsache geleitet, mache ich die Hypothese, dass der Weltraum mit einem Stoff erfüllt ist, welcher fortwährend in die ponderablen Atome strömt und dort aus der Erscheinungswelt (Körperwelt) verschwindet.

Beide Hypothesen lassen sich durch die Eine ersetzen, dass in allen ponderablen Atomen beständig Stoff aus der Körperwelt in die Geisteswelt eintritt. Die Ursache, weshalb der Stoff dort verschwindet, ist zu suchen in der unmittelbar vorher dort gebildeten Geistessubstanz, und die ponderablen Körper sind hiernach der Ort, wo die Geisteswelt in die Körperwelt eingreift.*

* In jedes ponderable Atom tritt in jedem Augenblick eine bestimmte, der Gravitationskraft proportionale Stoffmenge ein und verschwindet dort.

Es ist die Consequenz der auf Herbart'schem Boden stehenden Psychologie, dass nicht der Seele, sondern jeder einzelnen in uns gebildeten Vorstellung Substantialität zukomme.

B. RIEMANN.

Fragment über,,Neue mathem. Principien d. Naturphilosophie". s. Werke, herausg. v. H. Weber, 2. Aufl. (1892), p. 528/529.

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