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zwei strittigen Theilen die Gründe so abwiegt, daß er sich in Gedanken in die Stelle derer, die sie vorbringen, selbst verseßt, um sie so stark zu finden, als sie nur immer werden können, und dann allererst auszumachen, welchem Theile er sich widmen wolle, so würde viel weniger Uneinigkeit in den Meinungen der Philosophen sein, und eine ungeheuchelte Billigkeit, sich 5 selbst der Sache des Gegentheils in dem Grade anzunehmen, als es möglich ist, würde bald die forschende Köpfe auf einem Wege vereinigen.

In einer schweren Betrachtung, wie die gegenwärtige ist, kann ich mich wohl zum voraus darauf gefaßt machen, daß mancher Saß unrichtig, manche Erläuterung unzulänglich und manche Ausführung gebrechlich 10 und mangelhaft sein werde. Ich mache keine solche Forderung auf eine unbeschränkte Unterzeichnung des Lesers, die ich selbst schwerlich einem Verfasser bewilligen würde. Es wird mir daher nicht fremd sein von andern in manchen Stücken eines bessern belehrt zu werden, auch wird man mich gelehrig finden, solchen Unterricht anzunehmen. Es ist schwer dem An- 15 spruche auf Richtigkeit zu entsagen, den man im Anfange zuversichtlich äußerte, als man Gründe vortrug, allein es ist nicht eben so schwer, wenn dieser Anspruch gelinde, unsicher und bescheiden war. Selbst die feinste Eitelkeit, wenn sie sich wohl versteht, wird bemerken, daß nicht weniger Verdienst dazu gehört sich überzeugen zu lassen als selbst zu überzeugen, 20 und daß jene Handlung vielleicht mehr wahre Ehre macht, in so fern mehr Entsagung und Selbstprüfung dazu als zu der andern erfordert wird. Es könnte scheinen eine Verletzung der Einheit, die man bei der Betrachtung seines Gegenstandes vor Augen haben muß, zu sein, daß hin und wieder ziemlich ausführliche physische Erläuterungen vorkommen; allein da meine 25 Absicht in diesen Fällen vornehmlich auf die Methode, vermittelst der Naturwissenschaft zur Erkenntniß Gottes hinaufzusteigen, gerichtet ist, so habe ich diesen Zweck ohne dergleichen Beispiele nicht wohl erreichen können. Die siebente Betrachtung der zweiten Abtheilung bedarf desfalls etwas mehr Nachsicht, vornehmlich da ihr Inhalt aus einem Buche, welches ich 30 ehedem ohne Nennung meines Namens herausgab,*) gezogen worden, wo

*) Der Titel desselben ist: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg und Leipzig 1755. Diese Schrift, die wenig bekannt geworden, muß unter andern auch nicht zur Kenntniß des berühmten Herrn J. H. Lambert gelangt sein, der sechs Jahre hernach in seinen Kosmologischen 35 Briefen 1761 eben dieselbe Theorie von der systematischen Verfassung des Weltbaues im Großen, der Milchstraße, den Nebelsternen u. s. f. vorgetragen hat, die

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Das Werk jelber befteft an drei Mittelamper daren die erste den Beweisgrund selber, die mette den meiningen Kupez defeben, die dritte aber Gründe vorlegt, um karantkun, dağ kein anderer zu einer 15 Demonstration vom Dasein Gottes möglich sei.

man in meiner gedachten Thecrie des Himmels im ersten Theile. imgleichen in der Vorrede daselbst antrifft, und weren etwas in einem kurzen Abriße Seite 134 bið 1581) des gegenwärtigen Werks angezeigt wird. Die Übereinstimmung der Gedanken dieses sinnreichen Mannes mit denen, die ich damals vortrug, welche fast 20 bis auf die kleineren Züge untereinander übereinkommen, vergrößert meine Vermuthung: daß dieser Entwurf in der Folge mehrere Bestätigung erhalten werde.

1) Der Originalausgabe (1763). Vgl. unten S. 139–141.

Erste Abtheilung,

worin der

Beweisgrund zur Demonstration des Daseins Gottes

geliefert wird.

Erste Betrachtung.

Vom Dasein überhaupt.

Die Regel der Gründlichkeit erfordert es nicht allemal, daß selbst im tiefsinnigsten Vortrage ein jeder vorkommende Begriff entwickelt oder erklärt werde: wenn man nämlich versichert ist, daß der blos klare gemeine Begriff in dem Falle, da er gebraucht wird, keinen Mißverstand veran= 10 lassen könne; so wie der Meßkünstler die geheimsten Eigenschaften und Verhältnisse des Ausgedehnten mit der größten Gewißheit aufdeckt, ob er sich gleich hiebei lediglich des gemeinen Begriffs vom Raum bedient, und wie selbst in der allertiefsinnigsten Wissenschaft das Wort Vorstellung genau genug verstanden und mit Zuversicht gebraucht wird, wiewohl seine 15 Bedeutung niemals durch eine Erklärung kann aufgelöset werden.

Ich würde mich daher in diesen Betrachtungen nicht bis zur Auflösung des sehr einfachen und wohlverstandnen Begriffs des Daseins versteigen, wenn nicht hier gerade der Fall wäre, wo diese Verabsäumung Verwirrung und wichtige Irrthümer veranlassen kann. Es ist sicher, daß er in der 20 übrigen ganzen Weltweisheit so unentwickelt, wie er im gemeinen Gebrauch vorkommt, ohne Bedenken könne angebracht werden, die einzige Frage vom absolut nothwendigen und zufälligen Dasein ausgenommen, denn

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hier hat eine subtilere Nachforschung aus einem unglücklich gekünftelten, sonst sehr reinen Begriff irrige Schlüffe gezogen, die sich über einen der erhabensten Theile der Weltweisheit verbreitet haben.

Man erwarte nicht, daß ich mit einer förmlichen Erklärung des Da5 seins den Anfang machen werde. Es wäre zu wünschen, daß man dieses niemals thäte, wo es so unsicher ist, richtig erklärt zu haben, und dieses ist es öfter, als man wohl denkt. Ich werde so verfahren als einer, der die Definition sucht und sich zuvor von demjenigen versichert, was man mit Gewißheit bejahend oder verneinend von dem Gegenstande der Erklärung 10 sagen kann, ob er gleich noch nicht ausmacht, worin der ausführlich bestimmte Begriff desselben bestehe. Lange vorher, ehe man eine Erklärung von seinem Gegenstande wagt, und selbst dann, wenn man sich gar nicht getraut sie zu geben, kann man viel von derselben Sache mit größter Ge= wißheit sagen. Ich zweifle, daß einer jemals richtig erklärt habe, was der 15 Raum sei. Allein ohne mich damit einzulassen, bin ich gewiß, daß, wo er ist, äußere Beziehungen sein müssen, daß er nicht mehr als drei Abmessungen haben könne, u. s. w. Eine Begierde mag sein, was sie will, so gründet sie sich auf irgend eine Vorstellung, sie seßt eine Lust an dem Begehrten voraus u. f. f. Oft kann aus diesem, was man vor aller ∞ Definition von der Sache gewiß weiß, das, was zur Absicht unserer Untersuchung gehört, ganz sicher hergeleitet werden, und man wagt sich alsdann in unnöthige Schwierigkeiten, wenn man sich bis dahin versteigt. Die Methodensucht, die Nachahmung des Mathematikers, der auf einer wohlgebähnten Straße sicher fortschreitet, auf dem schlüpfrigen Boden der 25 Metaphyfik hat eine Menge solcher Fehltritte veranlaßt, die man beständig vor Augen sieht, und doch ist wenig Hoffnung, daß man dadurch gewarnt und behutsamer zu sein lernen werde. Diese Methode ist es allein, kraft welcher ich einige Aufklärungen hoffe, die ich vergeblich bei andern gesucht habe; denn was die schmeichelhafte Vorstellung anlangt, die man sich » macht, daß man durch größere Scharfsinnigkeit es besser als andre treffen werde, so versteht man wohl, daß jederzeit alle so geredet haben, die uns aus einem fremden Irrthum in den ihrigen haben ziehen wollen.

1.

Das Dasein ist gar kein Prädicat oder Determination von irgend einem Dinge.

Dieser Sas scheint seltsam und widerfinnig, allein er ist ungezweifelt gewiß. Nehmet ein Subject, welches ihr welt, z. E. den Julius Cáfar. Jafet alle seine erdenkliche Prädicate, selbst die der Zeit und des Orts nicht ausgenommen, in ihm zusammen, so werdet ihr bald begreifen, daß er mit allen diesen Bestimmungen eristiren, oder auch nicht eristiren kann. Das Wesen, welches dieser Welt und diesem Helden in derselben das Dajein gab, konnte alle diefe Prädicate, nicht ein einiges ausgenommen, er= 10 kennen und ihn doch als ein blos möglich Ding ansehen, das, seinen Rathschluß ausgenommen, nicht eristirt. Wer kann in Abrede ziehen, daß Millionen von Dingen, die wirklich nicht dafind, nach allen Prädicaten, die sie enthalten würden, wenn sie eriftirten, blos möglich seien; daß in der Vorstellung, die das höchfte Weien von ihnen hat, nicht eine einzige 15 Bestimmung ermangele, obgleich das Dasein nicht mit darunter ist, denn es erfennt sie nur als mögliche Dinge. Es kann also nicht statt finden, daß, wenn sie existiren, fie ein Prädicat mehr enthielten, denn bei der Möglichkeit eines Dinges nach seiner durchgängigen Bestimmung kann gar kein Prädicat fehlen. Und wenn es Gott gefallen hätte, eine andere 20 Reihe der Dinge, eine andere Welt zu schaffen, so würde sie mit allen den Bestimmungen und keinen mehr eristirt haben, die er an ihr doch erkennt, ob sie gleich blos möglich ist.

Gleichwohl bedient man sich des Ausdrucks vom Dasein als eines Prádicats, und man kann dieses auch sicher und ohne besorgliche Frr- 25 thümer thun, so lange man es nicht darauf ausseßt, das Dasein aus blos möglichen Begriffen herleiten zu wollen, wie man zu thun pflegt, wenn man die absolut nothwendige Eristenz beweisen will. Denn alsdann sucht man umsonst unter den Prädicaten eines solchen möglichen Wesens, das Dasein findet sich gewiß nicht darunter. Es ist aber das Dasein in den 30 Fällen, da es im gemeinen Redegebrauch als ein Prädicat vorkommt, nicht sowohl ein Prädicat von dem Dinge selbst, als vielmehr von dem Gedanken, den man davon hat. 3. E. dem Seeeinhorn kommt die Existenz zu, dem Landeinhorn nicht. Es will dieses nichts anders sagen, als: die Vorstellung des Seeeinhorns ist ein Erfahrungsbegriff, das ist, die Vor- 35 stellung eines eristirenden Dinges. Daher man auch, um die Richtigkeit

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