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(unter Entschädigung des Grundeigentümers!). Dieser Zweig der modernen Bodenreformbewegung ist freilich schwächer als derjenige, der eine ausschliefsliche oder doch vorzugsweise Besteuerung der Grundrente verlangt.

Übrigens ist der Unterschied zwischen den Anhängern, Wallaces und Georges zurzeit nur ein theoretischer, auch die ersteren erklären jetzt, dafs der erste „practical step" sein müsse „The taxation of all land at its proper value“. Man will die bestehende Bodensteuer zwar zu dem Satze von 1692 (4 Sh. vom Grundrente) weiter erheben, aber von dem heutigen Bodenwert und nicht mehr von dem des Jahres 1692, so dafs heute diese Steuer etwa 40 mal so viel abwerfen würde als 1692, da man annimmt, dafs seitdem der Grundwert um etwa das 40 fache gestiegen ist. Es soll Selbstschätzung stattfinden mit der Bedingung, dafs dem Staate das Kaufrecht zum Preise, von dem die Steuer gezahlt wird, jederzeit zusteht. Das SO erzielte Mehreinkommen soll dann aber nicht zu einer Erleichterung der Steuerzahler benutzt werden, sondern zur Ablösung des ganzen Bodens, zum Ankauf desselben für die Volksgemeinschaft. Dabei nimmt man an, dafs der zu zahlende Ankaufspreis infolge der Steuer sofort um ein Fünftel reduziert werde 24).

Welch wachsender Einflufs die deutschen Anhänger, oder vielleicht besser gesagt Nachfolger von Henry George, die namentlich im Bunde der deutschen Bodenreformer vereinigt sind, ausüben, ist so bekannt, dafs ich ein weiteres. Wort kaum darüber zu verlieren brauche. Adolf Damaschke schrieb jüngst: „Im allgemeinen dürfen wir sagen: Jeder alte Rat, der in den Ruhestand tritt, bedeutet für uns einen Gegner weniger. Und jeder Begabte, jede arbeitsfreudige Kraft, die hineintritt in den Organismus der Staatsverwaltung, bedeutet für uns einen Freund mehr ... Mit der Bodenreform ist die steigende Flut 25)."

II.

Der Erfolg der Bodenreform bewegung in der Gegenwart und seine Ursachen.

Wir haben gesehen, dafs die lange Reihe volkswirtschaftlicher Schriftsteller, welche ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in den Dienst des Kampfes gegen die Grundrente stellten, ohne gröfseren Erfolg tätig waren. Erst seit etwa zwei Jahrzehnten können wir von einer gröfseren Bodenreform bewegung sprechen. Zeitlich fällt ihr Anfang mit der ersten Verbreitung der Schriften von Henry George zusammen, aber kein besonnener Verehrer des grofsen Amerikaners wird behaupten, dafs seine Ideen und die Worte, in die er sie kleidete, allein stark genug waren, um ihm zu dem zu verhelfen, was seinen Vorläufern versagt war. Die Ideen waren nicht neu, und die Worte allein, mögen sie auch noch so agitatorisch wirksam gewählt werden, vermögen nie eine dauernde Volksbewegung hervorzurufen. Die Ursachen der modernen Bodenreformbewegung sind tiefer zu suchen.

So lange man bei der Agitation gegen die Grundrente vorwiegend die Ackerrente im Auge hatte, konnte der Durchschnitts-Staatsbürger nicht einsehen, inwiefern man den, der sein Geld in Land angelegt hatte, anders behandeln sollte, wie den, welcher es vorgezogen hatte, sich sonstige Werte dafür zu verschaffen. Die Theorie, die beweisen sollte, dafs durch das Privateigentum an Grund und Boden die Gemeinschaft in gröfserem Mafse benachteiligt werde, als durch anderes Privateigentum, war für ihn unverständ

lich. Dazu kam, dafs die Tatsachen deutlich zeigten, wie unrichtig die Behauptung war, dafs die Beschaffung von Getreide sich in einem fortschreitenden Lande immer schwerer gestalte, die Grundrente infolgedessen immer mehr steige. Die Prophezeiung, dafs die ländlichen Grundrentner den Löwenanteil von der volkswirtschaftlichen Entwicklung einheimsen würden, erwies sich als durchaus falsch. Seit Aufhebung der Kontinentalsperre sind die Klagen der englischen Agrarier über Rückgang der Grundrente wohl in allen Perioden, zur Zeit des Hochschutzzolles ebenso wie zur Zeit des Freihandels, äufserst lebhaft gewesen. Trotzdem betrug das Einkommen aus Ackerland Ende des 19. Jahrhunderts in England und Wales 10 Mill. mehr, als Ende des 18. Jahrhunderts, wobei allerdings zu beachten bleibt, dafs der Flächenraum des kultivierten Landes in England nicht unerheblich zugenommen hat; er betrug

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Der prozentuale Anteil des Einkommens aus ländlichem Grundvermögen am gesamten steuerpflichtigen Einkommen war jedoch während des 19. Jahrhunderts sehr stark, von 75% auf 17,68% gesunken 26). Wie gewaltig war demgegenüber das Anwachsen der städtischen Grundrente absolut und prozentual!

Ich verweise auf die folgende Tabelle 27).

Ergebnis der jährlichen Veranlagungen (Grofs Annual Assessments) für die Income Tax.

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Die Zahlen für 1798 sind nur Schätzungen, die damals von Pitt gemacht wurden. Die erste Kolonne „ländliches Grundeigentum“ umfafst nicht nur Ackerland mit den dazu gehörigen Gebäulichkeiten, sondern auch solche Park- und Gartenanlagen, welche gröfser sind als ein acre.

Georges erster Erfolg in seinem Heimatlande traf sogar zusammen mit einer besonders schweren Krisis der Landwirtschaft, welche den amerikanischen Farmern ganz gewaltige Verluste beibrachte 28).

Nach David A. Wells kostete ein acre beispielsweise in Georgia 1860 durchschnittlich 6 $., 1886 dagegen nur noch 3.50 $. In den New England Staaten wurde Mitte und Ende der 80er Jahre Ackerland verkauft zu einem Preise, der nicht einmal den Kostenpreis der darauf stehenden Gebäulichkeiten deckte 29).

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Und in Deutschland? Unseren notleidenden Agrariern gegenüber zu behaupten, die Gerechtigkeit verlange, dafs ihnen nicht gegeben, sondern ein guter Teil ihres mageren' Einkommens genommen werde, das wagen doch auch die überzeugungstreuesten Bodenreformer nur ganz im geheimen.

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Der Feind ist ein anderer geworden. Die Ackerrente läfst man vorläufig wenigstens - auf sich ruhen, gegen die Baubodenrente wird mobil gemacht. Gegen sie predigen auch George 80) und die modernen Bodenreformer hauptsächlich den Krieg und deshalb haben sie so grossen Erfolg. Die „städtischen Agrarier" als solche sichtbar gemacht zu haben nennt Friedländer „ein Hauptverdienst des grofsen Amerikaners "81).

Das amerikanische Organ der Bodenreformer The Single Tax Review gab sich jüngst (1903 Januar) Mühe zu zeigen, wie viel wichtiger die städtische im Vergleiche zur ländlichen Grundrente sei, trotzdem werde erstere von der sozialökonomischen Wissenschaft weit weniger beachtet als letztere. Der Unterschied sei so grofs, dafs die Nationalökonomie „to restore a lost equilibrium from now on give one hundred and forty times more study to the subject of urban or city rent than they have been in the habit of doing in the past". Diese extravagante Schlufsfolgerung werde aufgestellt, damit sie als Magnet wirke, um die Aufmerksamkeit von der Ackerrente, die ruhig ignoriert werden könne, hinzulenken auf die 45 Mill. Grund

rente, die von den Einwohnern Bostons, auf die 150-200 Mill., die von Greater New York für die Benutzung des Boden gezahlt werden müssen.

Das Kriegsgeschrei gegen die städtischen Agrarier war und ist höchst zeitgemäfs. Warum das? Der Stadtbürger sah vor seinen Augen, wie mancher von seinen Mitbürgern in kurzer Zeit durch „Nichtstun" unerhörte Schätze infolge des Steigens der Bodenpreise ansammeln konnte, und er glaubte es gern, als man ihm sagte, dafs er als Glied der Gesamtheit die Wertsteigerung mitgeschaffen habe. Vor allem jedoch liefsen es ihm die stetig wachsenden Zahlen auf seinem Steuerzettel sehr wünschenswert erscheinen, dafs die Bodenrentner, die den Hauptnutzen von den städtischen Auslagen hatten, auch für die nötigen Kosten aufkommen sollten, zumal das geltende Recht den städtischen Grundbesitzern in der Gemeindeverwaltung ein entschiedenes Übergewicht gibt. Es sei nur darauf hingewiesen, dafs im gröfsten Teile Preufsens mindestens die Hälfte der Stadtverordneten aus Hausbesitzern bestehen mufs.

Schneller als in anderen Staaten entwickelte sich der Urbanisierungsprozefs" in England. A. F. Weber teilt dafür folgende Zahlen mit 82):

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In den Vereinigten Staaten wohnten dagegen im Jahre

1880 erst 22,5%, 1890: 29,20 % in den Städten.

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