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Angaben über die Leistungen der Eisenbahnen im Fracht- und Personenverkehr liegen für diesen Zeitraum nur aus Europa pro 1865 für 72382 km Eisenbahnen und pro 1875 für 129293 km vor. Auf diesen wurden

im Jahre 1865 2404 Mill. Dopp.-Ztr. Güter und 494 Mill. Personen, im Jahre 1875 5007 1023 Mill. Personen

befördert.

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Dazu kam die Eröffnung des Suezkanals, welche eine höchst beträchtliche Abkürzung und Beschleunigung für den Transportverkehr mit dem ganzen Osten Asiens brachte, und vom Jahre 1871 bis 1875 schon eine Steigerung des Brutto-Tonnengehaltes der durchfahrenden Schiffe von ca. 3/4 Million auf nahezu 3 Millionen Tonnen aufwies 1). Für die Ausdehnung der Dampfschiffahrt, welche schon in den sechziger Jahren bedeutende Dimensionen annahm, war hiermit, wie auch durch die Hebung des inneren und äußeren Verkehrs in Amerika ein neuer kräftiger Impuls geschaffen.

Alle diese Umstände zusammen haben eine Verschiebung der Transportverhältnisse und mit ihr eine Verschiebung der Absagverhältnisse bewirkt: ein Näherrücken von Konsumtionsgebieten, aber mehr noch ein solches von übermächtig konkurrierenden Produktionsgebieten, wie es insgesamt in so kurzem Zeitraum die Welt kaum je gesehen hat, und wie es auch nichts Geringeres bedeutet als eine neue Verteilung der Waren und Arbeitsleistungen auf der ganzen Erde.

So erklärt es sich, daß die Gründungs- und allgemeinere Kreditkrisis, welche aus dem Börsensturz von 1873 hervorgegangen war, nicht zu einer Besserung der Wirtschaftslage, sondern zu jener schweren latenten Absaßkrisis führte, welche seit ihrem Beginne mit dem Jahre 1875 zwar wiederholt Unterbrechungen erfahren hat, aber heute noch nicht überwunden ist. Damit ist schon die Richtung gekennzeichnet, welche die Preisbewegung von 1875 bis jezt im allgemeinen nehmen mußte; unbeschadet freilich der Möglichkeit und der Thatsache, daß dennoch bei einzelnen wichtigen Waren die in der inneren Preisbestimmung begründete Tendenz zur Aufrechterhaltung oder Steigerung des Preises imstande war, die allgemeine Tendenz, welche zum Preisrückgang neigte, zu überwinden. Zumal ist dies bei solchen Waren der Fall, welche

1) v. Scherzer, „Das wirtschaftliche Leben der Völker", 1875, S. 699.

vermöge ihrer Beschaffenheit und Konsumierungsart sich nicht, oder doch nicht leicht, zu Welthandelsartikeln eignen 1), und bei welchen überdies die Preisbildung nicht nach Art der Engrospreise in beiderseitig kaufmännischer Konkurrenz erfolgt.

Mit der näheren Untersuchung der gesamten Preisgestaltung wird sich der folgende Abschnitt zu beschäftigen haben.

1) Also Waren, welche wegen leichter Brauchbarkeits-, bezw. Wertverminderung oder wegen schwerer Transportierbarkeit gewissermaßen in dem ersten Thünenschen Kreise stehen geblieben sind. Siehe v. Thünen, „Der isolierte Staat", I. Teil S. 2.

Zweiter Abschnitt.

Ermittelung und Würdigung der Preisveränderungen von 1875-1886.

Kap. 1. Srmittelung der Preisveränderungen. I. Umfang, Schwierigkeit und Begrenzung der Untersuchung.

Wer sich vorseßt, die Preisveränderungen auf dem allgemeinen Markte während des oben genannten Zeitraums zu ermitteln, muß sich der Ausdehnung des Untersuchungsgebietes nach doppelter Richtung bewußt sein.

Sachlich wäre in Betracht zu ziehen alles, was rechtlich gegen Geld eingetauscht wird, sei es zu Eigentum oder zur Nußung, also die Kaufpreise und auch die Mietpreise im weiteren (juristischen) Sinne dieses Wortes. Hiernach würde es keinen Unterschied machen, ob es sich um Handelswaren oder Grundkomplere und Häuser handelt, oder auch, ob es Dienstleistungen sind, für welche das Geldäquivalent als Tagelohn und Akkordlohn, Gehalt, Gage und Honorar, oder sonstwie als Preis, z. B. als Frachtsaß oder Porto bei Transportunternehmungen, als Prämie bei Versicherungsanstalten, als Eintrittspreis bei Unterhaltungen, als Gebühr oder sonstiges Entgelt für Staatsleistungen gezahlt wird. Alles das würde vielmehr zum Stoff der Untersuchung gehören.

Räumlich käme dabei das gesamte Gebiet entwickelter Wirtschaft, also auch das außereuropäische wenigstens so weit in Betracht, als es für europäische Wirtschaftsverhältnisse von Belang ist, so daß nächst Amerika und Australien auch Ostasien mit seiner stark wachsenden Bedeutung mitberücksichtigt werden müßte.

Wäre es möglich, die Untersuchung nach diesen beiden Richtungen in so umfassender Weise durchzuführen und wäre auch die Größe aller Umfäße bekannt: dann allerdings würde das Problem des allgemeinen Geldwertes für die betreffende Zeitperiode gelöst sein. Denn durch die Gleichstellung der gesamten, faktisch gegen Geld eingetauschten Warenmassen (Sachgüter und Dienste) mit den ihnen gegenüberstehenden Geldpreisen wäre auch der Preis des Geldes selbst gefunden, das ist der Geldwert im technischen Sinne, oder die Kaufkraft des Geldes. Für die Vergleichung mit dem Geldwert einer früheren Periode bliebe auch dann noch das schwere und theoretisch unüberwindliche Hindernis, daß die Gesamtheit der gegen Geld eingetauschten Güter schon in kleineren Zeiträumen sehr erheblichen Veränderungen in Stoffen, Qualitäten und Quanten unterliegt 1), die im Preis verglichenen Warenmassen also nicht streng vergleichbar sind.

Indessen wird die Ermittelung in dem oben erwähnten Umfange nach beiden genannten Richtungen schon durch den Mangel oder die Lückenhaftigkeit der notwendigen statistischen Unterlagen unmöglich gemacht. Auch würde die Feststellung des allgemeinen Geldwertes nur dann von besonderer Bedeutung sein, wenn alle Volkswirtschaften zu einer Weltwirtschaft vereinigt wären, während es in Wirklichkeit nur weltwirtschaftliche Beziehungen zwischen den einzelnen mehr oder minder selbständigen Volkswirtschaften gibt, und die letteren erst — unter bestmöglicher Erhaltung ihrer Selbständigkeit, daher auch unter mannigfachen Anstrengungen und Lei

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1) Man denke nur an die gesamte Erfindungsthätigkeit der lezten Jahr: zehnte vgl. hierüber van Muyden und Frauberger, „Die Erfindungen der neuesten Zeit“, Leipzig und Berlin 1883, in 700 Seiten die Erfindungen von 1860-1880 behandelnd an alle die Veränderungen, welche Dampfkraft und Elektrizität in unserem Wirtschaftsleben hervorgebracht haben, und an die außerordentliche Vermehrung des Nationalreichtums, welche in allen entwickelteren Ländern eingetreten ist. Zum großen Teil ist diese lettere durch die Dampfkraft mitbewirkt worden; wie denn auch das in den Dampfunternehmungen angelegte Kapital ein ungeheures ist. v. Neumann - Spallart schäßt dasselbe in Uebereinstimmung mit Engel, „Zeitalter des Dampfes“, Berlin 1880, auf etwa 133 Milliarden Mark, wovon ca. 60% auf Eisenbahnen und 30% auf formverändernde Dampfunternehmungen, der Rest auf Dampfer 2c. entfallen soll. Siehe v. Reumann-Spallart, „Uebersichten der Weltwirtschaft“, Jahrgang 1883–1884, Stuttgart 1887, S. 22.

den sich den vermehrten Weltwirtschaftsbeziehungen anzupassen suchen.

So ist es also theoretisch statthaft und praktisch wegen des unzulänglichen Materials sogar geboten, die Preisveränderungen auf einem beschränkteren Gebiete zu untersuchen. Nach dem heutigen Stande des wirtschaftlichen Verkehrs und der darüber vorliegenden statistischen Feststellungen möchte sich die Zusammenfassung Europas und der Vereinigten Staaten Amerikas als eines in der Vorstellung einheitlichen Produktions- und Konsumtionsgebietes empfehlen. Für das genannte Ländergebiet besigen wir vielfach Angaben über Produktions- und Konsumtionshöhe, sowie auch über Preise in den wichtigsten Produktionszweigen. Und zwar kommen hierbei zu= nächst zwei wissenschaftlich gehaltene Uebersichtswerke in Betracht: v. Neumann-Spallarts „Uebersichten der Weltwirtschaft“, erstmals als Jahrgang 1879 im Jahre 1880, zuleht als Jahrgang 1883-1884 im Jahre 1887 erschienen; und v. Scherzer, „Das wirtschaftliche Leben der Völker", Leipzig 1885. Das erstgenannte Werk gewährt über das ganze uns vorliegende statistisch-litterarische Material aus diesem weiten Länderkreis eine fast erschöpfende Orientierung, wie aus dem Litteraturnachweis in den citierten Ueberfichten, Jahrgang 1883 und 1884, Stuttgart 1887, S. 555-566 zu ersehen ist.

In Betreff der speziellen Preisstatistiken mag hier nur einiges über Deutschland, England, Frankreich, Italien und die Vereinigten Staaten bemerkt werden.

Unter der deutschen Preisstatistik reichen am weitesten die wertvollen Aufzeichnungen des hamburgischen handelsstatistischen Bureaus zurück, welche in Soetbeers oftgenannten „Materialien zc.“ (2. Aufl. 1886, S. 99-117) der Preisuntersuchung von 1847-1885 zu Grunde gelegt sind. Demnächst wäre unter der offiziellen Statistik die der beiden größten Bundesstaaten, die preußische und bayerische Preisstatistik hervorzuheben, welche in den Zeitschriften dieser beiden statistischen Büreaus regelmäßig fortgeführt wird. Die Zeitschrift des preußischen statistischen Büreaus reicht bis 1865 1), die bayerische

1) In der Beilage zu Heft I und II Jahrgang 1887 der Zeitschrift des preußischen statistischen Bureaus findet sich aber eine Uebersicht wichtiger Viktualienpreise in Preußen von 1861-1886.

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