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wobei auch der Nachahmungstrieb von Bedeutung wird folgt eine ganz ähnliche Einflußnahme auf die Preisgestaltung wie bei effektiven Aenderungen in dem Verhältnis von Nachfrage zu Angebot.

So erklärt sich der Einfluß auf die Preisgestaltung bei jenen beiden Hauptformen der Spekulation, welche als dauernde Elemente des ausgebildeten wesentlich individualistischen Wirtschaftslebens zu betrachten sind: Effektenspekulation (gemeinhin Börsenspiel genannt) und Produkten- oder Warenspekulation 1).

Es möchte nun den Anschein haben, als ob die erstgenannte Hauptform wirtschaftlich weitaus die wichtigere wäre. Und gewiß find die Effektenwerte, welche seit Law, dem Vater des Börsenspiels, entstanden und verschwanden, im Preise gestiegen oder ge= sunken und so gewonnen oder verloren worden sind, ganz immens. Von den Anlagepapieren, insonderheit Fonds, und von den Kassageschäften in Effekten überhaupt, wo es sich um „Hereinnehmen“ der Wertpapiere zum Zwecke dauernder Anlage handelt, mag hier abgesehen werden. Bei den Spielpapieren aber, insbesondere bei Aktien, pflegen die Termin- oder Zeitgeschäfte, wiewohl sie den Charakter reinen Differenzspiels tragen, doch auch der steigenden Preisbewegung auf dem Waren- und Arbeitsmarkt Vorschub zu leisten; wie sie andererseits bei ausbrechender Krisis und jähem Sturz der Kurse immer auch die rückgängige Preisbewegung empfindlich verschärfen.

Gleichwohl steht dieser Einfluß, der nur in Zeiten allgemeiner Spekulation sehr heftig wird, schon wegen seiner kürzeren Dauer und darum auch der Gesamtwirkung nach in gar keinem Verhältnis zu jener Beunruhigung, welche Produktion und Absaß fortgesett durch die moderne Waren- und Produktenspekulation und die damit verbundenen Preisschwankungen erfahren 2).

1) Nicht so allgemein und nicht so regelmäßig geübt wird die Spekulation in Grundstücken. Die wichtigste Erscheinung dieser Art ist die unglaubliche Landspekulation in den Vereinigten Staaten: lokaler Natur insoweit, als dieselbe auf einer schwindelhaften Ausbeutung der amerikanischen Heimstättengesetzgebung beruht. Besonders eifrig wurde sie von Einführung des „special deposit system" im Jahre 1879 bis zur Beschränkung der Zirkulationsfähigkeit dieser Depotscheine im Jahre 1882 betrieben, wird aber auch seitdem noch, unter Vorschiebung von Strohmännern, denen es auf eine falsche Zeugenaussage oder sonstige falsche eidliche Erklärung nicht ankommt, fleißig fortgefeßt.

2) Es sei indes gleich hier bemerkt, daß bei unserer Untersuchung der Preisbewegung einzelner Waren auf ihre Ursachen hin das Moment der Spekulation

Der Hauptsache nach ist die Waren- oder Produktenspekulation eine Uebertragung der Zeitgeschäfte auf den Warenmarkt.

Als solche stellt sich heute insbesondere auch die Getreidespekulation dar. Ihr Ausgangspunkt, wie der jeder anderen Warenspekulation, ist in den effektiven Lieferungsabschlüssen zu suchen, denen durch Quantum und Dauer des Abschlusses ein spekulativer Charakter verliehen werden kann.

Die Verallgemeinerung dieses Vorgangs nach der fachlichen wie nach der persönlichen Seite, d. i. nach Gegenstand und Teilnahme an der Spekulation, ist durch die Ausbildung des Handels- und Produktionsgroßbetriebes, namentlich auch des industriellen, sehr wesentlich befördert worden. Denn der Großbetrieb erfordert schon seiner Natur und seinem Apparate nach Maßregeln, welche auf längere Zeit hinaus für den Geschäftsbetrieb Vorsorge treffen. Am meisten gilt dies wieder bei der Großindustrie mit ihren umfassenden stehenden Anlagen und dem bedeutenden, zum Teil eigens eingeschulten Arbeiterstamm. Diese beiden Faktoren und die schon erörterte Rücksichtnahme auf die Generalkosten verlangen durchaus einen möglichst vollen und gleichmäßigen Betrieb der Etablissements. Die Sicherung regelmäßigen Fortgangs und vorteilhafter Anordnung des Betriebes ist aber nur dadurch zu erreichen, daß ebensowohl für die Erfordernisse der Produktion (Beschaffung der Rohstoffe, Hilfs= materialien 2c.) wie auch für die Erfordernisse des Absages alsbald für eine längere Zeit Veranstaltungen getroffen werden. So ent stehen die Quartals-, Semestral- und Jahreslieferungsabschlüsse im Einkauf von Rohstoffen, so auch die Verkäufe von Fertigprodukten auf Monate, Duartale oder Semester.

Von der größten Bedeutung wird aber der Einkauf von Rohstoffen. Denn da in der Großindustrie die für das Fertigfabrikat erzielbaren Preise meist schlechtweg durch die Preisstellung der mächtigsten inländischen oder ausländischen Produzenten gegeben, also gewissermaßen vorgeschrieben sind, so muß oft die Schwerkraft der Aktion in den günstigen Einkauf von Rohstoffen verlegt werden.

Es ist aber unmöglich, eine allgemein gültige oder nur überhaupt eine feste Grenze zu ziehen zwischen den Käufen, welche noch Vorsorge für den Betrieb genannt werden können, und solchen, nicht scharf hervortreten kann, weil es sich da bloß um Jahresdurchschnittspreise handelt. Vgl. hierzu das im Tert S. 84 Gesagte.

welche schon überwiegend oder geradezu spekulativen Charakter tragen. Entscheidend ist dabei die allgemeine Anschauung und Usance in dem betreffenden Betriebszweig, welche im großen und ganzen die Lieferungsabschlüsse bei Rohstoffen auf eine längere Zeitdauer erstreckt als bei Fertigprodukten. Um ein Beispiel aus der Montanindustrie zu erwähnen, würde bei einem Hochofenwerke der sofortige Ankauf des gesamten für ein Jahr benötigten Quantums Koke zu einem festen Preise nicht für Spekulation angesehen werden, wohl aber bei einem Walzwerk die sofortige Deckung des gesamten auf ein Jahr benötigten Roheisenquantums zu einem festen Preise.

Indessen ist es in geschäftlichen Kreisen ziemlich gleichgültig, ob ein Kauf beziehungsweise Verkauf als Spekulation betrachtet wird oder nicht; gilt ja doch auch das nackte Börsendifferenzspiel, selbst wenn es als alleiniger Erwerb, also buchstäblich gewerbsmäßig betrieben wird, keineswegs als unehrenhaft vorausgesezt nur, daß es auch glückt.

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Für uns aber ist es hauptsächlich von Interesse zu sehen, daß ein so aleatorisches Element wie die reine Spekulation es ist, sich als eine dauernde Institution in der entwickelten Einzelwirtschaft festsett, um Produktion und Absag fortwährend zu beeinflussen.

Nun ist speziell noch die Wirkung auf die Preisgestaltung in das Auge zu fassen: und hier seßt die Frage von den Konjunkturen, das Wort in seiner geschäftlichen Bedeutung genommen, ein.

In diesem engeren Sinne ist die (günstige) Konjunktur 1)

1) Den viel umfassenderen Begriff der Konjunktur im volkswirtschaftlichen Sinne und die Bedeutung derselben im modernen System der freien Konkurrenz hat scharfsinnig untersucht Adolf Wagner, „Lehrbuch der politischen Oekonomie", Bd. I, 2. Aufl. in dem Abschnitt: Die Abhängigkeit der Einzelwirtschaft und des Vermögens von Einwirkungen der Außenwelt, besonders der Einfluß der Konjunktur in der Volkswirtschaft S. 96-109. Daselbst S. 98 die Definition: Unter der Konjunktur wird hier die Gesamtheit der technischen, ökonomischen, sozialen und rechtlichen Bedingungen verstanden, welche in der auf Arbeitsteilung und Privateigentum insbesondere Privateigentum an sachlichen Produktionsmitteln (privatem Grundeigentum und Privatkapital) be= ruhenden Volkswirtschaft die Herstellung der Güter für den Verkehr, ihren Begehr und Absaß in demselben, daher den Tauschwert der Güter überhaupt und auch des einzelnen schon fertigen Guts wesentlich mit bestimmen, in der Regel ganz oder wenigstens überwiegend unab= hängig vom Willen und von den Handlungen und Unterlassungen des Wirtschaftssubjekts beziehungsweise des Eigentümers. In

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wie wir sie hier allein betrachten eine Zeit fortgesezt steigender Preisbewegung, welche durch eine entweder wirkliche oder vorgestellte beziehungsweise vorgespiegelte Verschiebung des Verhältnisses zwischen Nachfrage und Angebot hervorgerufen wird und die Eigentümlichkeit hat, daß jede erfolgte Preiserhöhung den Begehr nicht abschwächt, sondern verstärkt, bis eine richtigere Erkenntnis oder doch richtigere Schäßung der Geschäftslage den Rückschlag in Preis und Begehr herbeiführt. Manchmal ist aber der Rückschlag auch auf übermäßige „Realisationslust“ (Drängen nach Verkauf) von Seite der Spekulanten selbst zurückzuführen, in welchem Falle eben dieselbe Spekulation, welche zuerst preiserhöhend eingegriffen hat, sich als preisdrückend und sogar als preiswerfend erweist.

In ähnlicher Weise pflegen in der Großindustrie große und glückliche Spekulationskäufe von Rohstoffen (Rohbaumwolle, Wolle, Roheisen 2c.) in der betreffenden Industrie doch insoweit preisdrückend zu wirken, als die günstig versorgten Etablissements beim Steigen der Rohstoffpreise die Fertigfabrikatpreise nicht sogleich in entsprechendem Verhältnis erhöhen, sondern lieber durch etwas billigeren Verkauf einen Vorsprung vor ihren Konkurrenten gewinnen: ein Vorgang, welcher sich auch bei Spekulationskäufen in Händlerkreisen genau in gleicher Weise abspielt.

Zweischneidig wie dieser Einfluß, erst preiserhöhend, dann preisdrückend, ist endlich die Einwirkung der Spekulation auch in jener neuesten Erscheinung, welche unter den Bezeichnungen HauffeKonsortium, Hausse-Syndikat, „corner", bekannt ist. Das Wesen eines solchen „Rings" besteht darin, daß einige mächtige Spekulanten eigens zu dem Zwecke zusammentreten, um für eine bestimmte Ware, die sie selbst in ungeheuren Quantitäten zu sofortiger und späterer Lieferung aufkaufen, eine rasche und beträchtliche Preissteigerung durchzusehen. Ist die Preiserhöhung vermittelst der künstlichen Verschiebung des Verhältnisses von Nachfrage zu An

diesem Sinne tritt die Konjunktur wirklich „vielfach als dritter Hauptfaktor, von welchem die Tauschwertsumme des Güterbestands in der Wirtschaft und des Vermögensbestands einer Person abhängt, neben die beiden anderen hierfür maßgebenden Faktoren, die Produktion und Konsumtion." S. 99 daselbst. Vgl. auch Thun, „Die Industrie am Niederrhein und ihre Arbeiter", I. Teil, Leipzig 1879, S. 132-147, „Die Konjunktur“, behandelnd sub 1–3 Ursachen und Verlauf der Konjunkturen, sowie Maßnahmen gegen dieselben.

gebot gelungen und durch die Erweckung des Anscheins, als wäre diese Verschiebung eine langandauernde, noch weiter gesteigert worden, dann läßt das Konsortium möglichst unvermerkt die teure Ware in die Hände von Händlern und Konsumenten gelangen. Nun mag der unvermeidliche tiefe Preissturz beginnen die Spekulation hat kein Interesse mehr daran. Es läßt sie unangefochten, wenn die Machinationen, mit denen der Koup eingeleitet war, nunmehr aufgedeckt werden; denn ihr Vorgehen ist ja fast nie rechtlich verfolgbar.

War früher England das klassische Land für die Beobachtung aller äußersten Konsequenzen einer schrankenlos individualistischen Produktions- und Umsaßgestaltung, so möchten es für die vorliegende Frage die Vereinigten Staaten von Nordamerika sein.

Von kapitalistischer Seite stammt diesfalls eine Klage wie die nachfolgende: „Jenseits des Ozeans kracht es in allen Fugen des wirtschaftlichen Organismus. Auf die Deroute des Kaffeemarktes und auf den Preissturz des Getreides ist eine Panik an der New Yorker Effektenbörse gefolgt. Mächtige Geldkräfte vereinigen sich zu einem Ring, welcher die Preise beherrschen und den Markt dem Monopol dienstbar machen soll. Immer neue Gebiete ergreift dieses gewaltthätige System, und amerikanische Berichte wissen neuestens sogar von einem Guttapercha-,,Ring“ zu erzählen, der sich den mächtigen "corners" auf dem Kaffee- und Weizenmarkte an die Seite stellen will 1).

Von ähnlichen Vorgängen auf dem Kontinent wäre zu erwähnen: das im Herbst 1885 zur Hebung des Preises der Rohseide gebildete Turiner Konsortium von schweizerischen, französischen und italienischen Kapitalisten, sowie das belgische und nordfranzösische Konsortium von 1886 zur Hebung des Schafwollpreises. Die erfolgreichen Operationen dieser beiden Konsortien werden aber in den Schatten gestellt durch die ganz kürzlich (Oktober 1887 bis Januar 1888) planmäßig durchgeführte künstliche Preissteigerung für Kupfer von Seite eines in Paris gebildeten internationalen, Kapitalmächtigen Syndikats. Dasselbe ging mit solcher Geschicklich

1) „Neue Freie Presse“ vom 26. Juni 1887. Nur tröstet sich der Be= richt im weiteren Verlaufe damit, daß dies vorübergehende Krisen seien, welche auf den allgemeinen Weltmarkt wenig Einfluß hätten ein Urteil, welchem man mit Rücksicht auf die vorhandenen und noch wachsenden weltwirtschaftlichen Beziehungen schwerlich beitreten kann.

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