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Diese berechnet zum Hamburger Durchschnittspreise von 1882 bis 1885 à M. 5.75 per Doppelzentner 1) = 14 Milliarden Mark.

Nun hat aber das zur direkten Verwendung gelangende Eisen in ganz groben Sorten schon den doppelten Wert oder darüber, 3. B. grobe Gußwaren, gewalztes grobes Stabeisen, Eisenbahnschienen u. s. w. Unter Berücksichtigung der zahlreichen Industriezweige, welche Verfeinerungen vornehmen — und vielfach mit sehr beträchtlichen Wertsteigerungen ist unbedenklich eine Vervierfachung des Roheisenwertes anzunehmen, also Wichtigkeitsziffer 5.

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28) Kupfer.

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Nach Barkers Annual 1886-1887 S. 361 stellt sich die Produktion in den Vereinigten Staaten Nordamerikas, Spanien, Deutschland, Rußland, England, Portugal und Norwegen auf ca. 1,2 Millionen Doppelzentner. Diese zu dem Hamburger Durchschnittspreise 1882-1885 berechnet à M. 128.53 per Doppelzentner betragen 0,15 Milliarden Mark, wozu noch der Konsum an chilenischem und australischem Kupfer in Europa und den Vereinigten Staaten tritt. Mit Rücksicht auf die bedeutende Wert= erhöhung durch Verarbeitung wird die Wichtigkeitsziffer anzuseßen sein mit

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29) Blei.

1/2.

v. Scherzer a. a. D. S. 550 beziffert die Bleiproduktion Europas und der Vereinigten Staaten mit 4,8 Millionen Doppelzentner. Diese zum Hamburger Durchschnittspreis von 1882 bis 1885 berechnet à M. 27.52 per Doppelzentner=0,13 Milliard, Mark.

Unter Rücksichtnahme auf die vielfache Verarbeitung zu industriellen Zwecken kann man dem Blei auch wohl geben die Wichtigkeitsziffer

1/2.

1) Der Preis von 5,75 M., welcher sich auf Middlesborougher Roheisen beziehen dürfte, wird hoch erscheinen; und freilich stand englisches wie deutsches Puddelroheisen im Durchschnitt von 1882-85 niedriger. Aber es ist Rücksicht zu nehmen auf die wesentlich höheren amerikanischen Roheisenpreise. Diese betragen nach der offiziellen Schäßung im „Quarterly Report of the chief of the Bureau of Statistics, Treasury Department ended Septbr. 1885“, Washington 1885, S. 208-212 im Durchschnitt von 1882-85 per ctw. 1,41 Doll. ca. 13 M. pro 100 kg. Demnach ist der Durchschnittspreis mit 5,75 M. per Doppelzentner sogar ungemein niedrig angeseht.

30) Holz.

v. Scherzer a. a. D. schäßt den Konsum der wichtigsten europäischen Länder auf ca. 358,1 Millionen Kubikmeter im Wert von ca. 3,8 Milliarden Mark, den der Vereinigten Staaten auf ca. 86,8 Millionen Kubikmeter im Wert von ca. 1,5 Milliarden Mark, in Summa 444,9 Millionen Kubikmeter im Wert von 5,3 Milliarden Mark.

Mit Rücksicht auf den geringen Eigenkonsum bleibt dem Holz die Wichtigkeitsziffer

31) Petroleum.

5.

v. Scherzer a. a. D. beziffert pro 1880-1883 den jähr lichen Durchschnittsverbrauch der wichtigeren europäischen Länder nur auf ca. 11 Millionen Doppelzentner, welche nach den Bremer und Stettiner Durchschnittspreisen pro 1882-1885 („Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1886′′ S. 149) à M. 15.50 per Doppelzentner berechnet, selbst bei Ergänzung der fehlenden Länder, nur ergeben würden ca. 0,2 Milliarden Mark. Aber diese Schäßung muß gegenwärtig jedenfalls zu gering erscheinen, wenn man erwägt, daß der jährliche Export der Vereinigten Staaten an Rohöl, raffiniertem Petroleum und Naphta in jüngster Zeit über 13 Millionen Barrels (à ca. 150 Liter) betrug (v. Scherzer a. a. D. S. 585), und daß der Petroleumerport aus dem russischen Bakugebiet wiewohl er 1883 schon über 8 Millionen Doppelzentner Rohöl betrug, durch die Eröffnung der transkaukasischen Eisenbahn von Baku über Tiflis nach Batum noch weiteres Terrain ge= wonnen hat.

Wir dürfen Petroleum daher unbedenklich einseßen mit der Wichtigkeitsziffer

1/2.

Die Summierung aller Wichtigkeitsziffern ergibt 85; es würde also nach diesen Schäßungen in Europa und den Vereinigten Staaten von den genannten 31 Waren beziehungsweise den daraus gefertigten Fabrikaten jährlich um 85 Milliarden Mark gegen Geld ausgetauscht und so konsumiert, beziehungsweise produziert. Davon würden auf die Abteilung Nahrungs- und Genußmittel 53 Milliarden Mark, auf Kleidung 172 Milliarden, auf Wohnungs- und Arbeitsutensilien 142 Milliarden Mark entfallen.

Daß alle diese Zahlen nur mit entsprechendem Vorbehalt angesezt und genommen werden können, braucht hier nicht nochmals hervorgehoben zu werden.

Im übrigen ist bezüglich der Einrichtung der Preistabelle auf die Ausführungen dieses Kapitels sub II 1. am Ende zu verweisen.

(Siehe die Tabellen I-VI am Ende.)

Kap. 2. Würdigung der Preisbewegung.

I. Allgemeines über den Beitraum von 1875–1886.

Bevor die Analysierung und Beurteilung unserer Preistabelle im speziellen erfolgt, erscheint es passend, die Preisveränderungen von 1875-1886 nach Perioden kurz zu charakterisieren, sodann die Würdigung zu erörtern, welche diese Preiserscheinungen in Verbindung mit verwandten ökonomischen und sozialpolitischen Momenten in einzelnen Staaten gefunden haben.

Schon aus der kurzen wirtschaftsgeschichtlichen Darstellung in Kapitel 2 des ersten Abschnitts ist ersichtlich geworden, daß gegen die ungefunden Preissteigerungen von 1872 an mit ihrem Höchststand von 1873 sich eine natürliche Reaktion in den Jahren 1874 und 1875 geltend machte. Im Verlaufe des Jahres 1875 ist der Preisrückgang bereits ein eklatanter und über alle wirtschaftlich entwickelten Länder verbreiteter 1). Man geht nicht fehl, wenn man sagt, daß das allgemeine Preisniveau von 1875 etwa demjenigen zu Ausgang der sechziger Jahre (1869-1870) entsprach, und dabei fanden leistungsfähige Produzenten wie auch Konsumenten ziemlich

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1) Nicht ganz zutreffend verlegt Leroy-Beaulieu in L'Economiste Français", 12 Avril 1884, S. 437, den Beginn beträchtlicheren Rückgangs in das Jahr 1874: toutes les statistiques indiquent que la géné

ralité des prix est en baisse notable depuis dix ans.

Ueberraschend ist die Uebereinstimmung des Rückgangs der Weizenpreise pro 1875 in den Haupthandelsplähen Europas und der Vereinigten Staaten, wie sie in Movimento dei prezzi etc.“ S. VI zahlenmäßig nachgewiesen ist. Vgl. hierüber die Tabelle S. 220 ff. über die Weizenpreise Italiens und anderer Märkte von 1869-1884.

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gleichmäßig ihre Rechnung. In der Periode von 1876 bis zum Herbst 1879 verschärfte sich aber die Tendenz zum Preisrückgang in auffallendem Maße. Wenigstens gilt dies von den Rohstoffen der Montan- und Tertilindustrie, während bei vegetabilischen Nahrungsmitteln allerdings im Jahre 1877 eine nicht unbeträchtliche Erhöhung der Preise eintrat.

Vom Ende des Jahres 1879 bis gegen Mitte des Jahres 1882 herrschte wiederholt, aber jedesmal nur für kürzere Zeit, die Tendenz zu einer erheblichen Besserung der Preise vor. Auf dem Gebiete der Nahrungs- und Genußmittel erfuhren Roggen, Mais und Wein die größten Preissteigerungen; auf dem Gebiete der Montanindustrie das Eisen, in der Textilindustrie die Wolle. Diese Besserung war zum großen Teile darauf zurückzuführen, daß die Vereinigten Staaten von Nordamerika durch die guten Ernten von 1878-1880 in ihrer Kaufkraft gestärkt, zu sehr erheblichen Eisenbahnbauten schritten und große Bezüge aus Europa, zuerst in Eisenbahnbedarfsartikeln, demnächst aber auch in anderen Fabrikaten

machten.

Um die Mitte des Jahres 1882 stellt sich ein fast allgemeiner und ungewöhnlich tiefer Preisdruck in den wirtschaftlich bedeutenden Ländern wieder ein: überall ist ein fast unausgefeßtes Sinken des Preises bei wichtigen vegetabilischen Nahrungs- und Genußmitteln, sowie bei vielen Rohstoffen und Fabrikaten der Tertil- und Montan industrie zu beobachten. Getreide, Zucker, Kaffee, Thee, Baumwolle, Wolle, Rohseide, Kohle, Eisen, Kupfer und Blei erreichten von Mitte des Jahres 1884 bis Mitte des Jahres 1886 einen geradezu ruinösen, teilweise noch nicht dagewesenen Tiefstand.

Eine durchgreifende und gewichtige Ausnahme in der allgemeinen Preisbewegung von 1875-1886 bildet aber die große Gruppe der animalischen Nahrungsmittel Fleisch, Milch, Butter, Eier, welche sämtlich der Detailpreisbildung unterstellt sind. Die Preistendenz dieser war fast durchweg erheblich steigend und hat sich erst in den Jahren 1884 und 1885 ein wenig, in England sogar bedeutend abgeschwächt.

Es liegt nun nahe, daß Preisvorgänge, welche in das gesamte Wirtschaftsleben so tief einschneiden, auch der Aufmerksamkeit der Regierungen und geseßgebenden Körperschaften nicht entgehen konnten.

Allerdings sind niedrige Preise nicht immer als volkswirtschaftlich schädlich zu betrachten, so wenig wie hohe Preise immer volkswirtschaftlich von Vorteil sind. Als Beispiel für ersteres brauchen wir nur an die im ganzen gesunden Verhältnisse der sechziger Jahre mit ihren immerhin mäßigen Preisen zu erinnern, für leßteres nur an die unnatürlich geschraubten Preise der Jahre 1872 und 1873. Aber wenn die Preise der wichtigsten landwirtschaftlichen und industriellen Produkte - der Hauptfrüchte nationaler Arbeit — während einer Reihe von Jahren so tief sinken, daß kaum mehr die bestfituierten und fachkundigsten Produzenten den ihnen billigerweise zukommenden Gewinn erzielen können, so greift die Wirkung eines solchen Zustandes schon über das Gebiet der Einzelwirtschaft hinaus und wird zur Bedeutung auch für das staatliche Gemeinschaftsleben. Denn der Staat pflegt die wirtschaftlichen Interessen zugleich als eine Hauptgrundlage seines eigenen Gedeihens und Wachstums.

Welche Stellung aber der Staat gegenüber einer solchen Wirtschaftslage thatsächlich einnimmt, hängt außer von objektiven wirtschaftlichen und politischen Momenten auch von der in einem Lande jeweils maßgebenden subjektiven Auffassung des Verhältnisses zwischen Staat und Volkswirtschaft ab.

Zwei Anschauungen kommen für den heutigen Staat in Betracht und kämpfen in der Theorie wie im praktischen Staatsleben um Terraingewinn. Beide stehen der Hauptsache nach auf individualistischem Boden: darin aber unterscheiden sie sich, wie weit in der Gesetzgebung wirtschaftliche und soziale Gemeinschaftsideen und Gemeinschaftszwecke die individualistische Wirtschaftsgestaltung ergänzen, einschränken und korrigieren sollen. Die ältere Richtung, der sogenannte Wirtschaftsliberalismus, welcher in Wahrheit wirtschaftskonservativ, d. h. dem stärkeren geseßlichen Eingreifen in die Wirtschaftsverhältnisse abhold ist 1), wird in Wissenschaft und Staatspraxis hauptsächlich durch Frankreich und England repräsen= tiert; die neuere, reformatorische Richtung durch Deutschland 2) und Desterreich.

1) Manchestertum" bezeichnet heute den extremen Wirtschaftsliberalismus. Soweit diese Richtung sich sogar gegen die Fabrik- und Arbeiterschußgesetzgebung wandte, ist sie auch in England in der lezten Zeit zurückgedrängt worden.

2) Die Begründung der ökonomisch-sozialen Reformrichtung ist wesentlich ein Verdienst der neueren deutschen Forschung. Die Verbreitung derselben auch

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